Von
Renate Pinzke
Das letzte Foto von Chantal (✝11). Sie starb an einer Überdosis
Methadon.
Die Pflegeeltern waren drogenabhängig.
Das Jugendamt wusste
davon, unternahm aber nichts.
Foto: RUEGA
Foto: RUEGA
Diese Untersuchung lässt alle Alarmglocken schrillen, Fälle wie Chantal oder
Lara Mia rücken wieder ins Bewusstsein: Die Situation beim Allgemeinen
Sozialen Dienst (ASD) in Hamburg ist dramatisch schlecht. Eine
„ausreichend zuverlässige Kinderschutzarbeit“ sei in etlichen
Abteilungen nicht mehr möglich, so das Fazit der Studie der Universität
Koblenz.
Die Wissenschaftler führten insgesamt 63
Gespräche in allen 35 ASD-Abteilungen. Dabei zeigten sich gerade im
Bezirk Nord unhaltbare Zustände. In zwei der sechs Abteilungen „werden
nur noch Notfälle bearbeitet, Sprechstunden können nicht mehr
wahrgenommen werden“, heißt es in dem Bericht.
Bei
allen befragten Mitarbeitern war Überlastung ein großes Thema. Im
Klartext bedeutet dies: Unabsehbare Risiken für den Kinderschutz.
Viele
Mitarbeiter seien zudem überfordert: Eine hohe Arbeitsbelastung
gepaart mit strukturellen Problemen, dramatischen Einzelfällen und einer
öffentlichen Skandalisierung führe zu einer großen Unsicherheit.
Der
von der Sozialbehörde in Auftrag gegebene 73 Seiten starke Bericht,
wird von der Gewerkschaft ver.di begrüßt: „Wir begrüßen die Initiative,
schonungslos den Zustand beim ASD untersuchen zu lassen, damit darf es
jedoch nicht enden“, sagt Sprecherin Sieglinde Fries.
Lösungsschritte
bietet die Studie: Darin wird unter anderem die Einführung einer
Fallzahlobergrenze empfohlen. Sozialstaatsrat Jan Pörksen sagt, man habe
die Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, was wo getan werden
muss, welche Probleme und Stärken es beim ASD gebe. „An den meisten der
Probleme arbeiten wir schon, weil wir sie kennen.“
So
habe man seit 2006 insgesamt 70 neue Stellen beim ASD geschaffen und die
Besoldung hochgesetzt. Zwar sind immer noch 16 der insgesamt 342
Stellen unbesetzt, die Nachbesetzungen laufen aber auf Hochtouren,
heißt es.
Für ver.di reicht dies nicht. De Vries: „Die zusätzlich geschaffenen Stellen sind längst durch die Zunahme von Meldungen, erhöhte Armut und Dokumentationspflichten aufgefressen.“
Für ver.di reicht dies nicht. De Vries: „Die zusätzlich geschaffenen Stellen sind längst durch die Zunahme von Meldungen, erhöhte Armut und Dokumentationspflichten aufgefressen.“
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