Stand: 11.08.2012 09:39 Uhr
Trauer um Chantal: Die Elfjährige starb im Januar an einer Überdosis Methadon.
Im Sonderausschuss der Bürgerschaft zum Tod der elfjährigen
Chantal aus Hamburg-Wilhelmsburg zeichnen sich erste Erkenntnisse ab.
Der neue Leiter des Jugendamts, Andy Grote, akzeptierte am Freitag vor
dem Ausschuss die Anschuldigungen eines Berichts der Innenrevision der
Finanzbehörde. "Es ist ein bedrückendes Dokument, offensichtlich sind
eine ganze Reihe von Fehlern gemacht worden", sagte Grote.
Vorschriften regelmäßig nicht eingehalten
Die nötigen Vorschriften seien zwar weitgehend vorhanden gewesen,
aber regelmäßig nicht eingehalten worden, heißt es im zweiten Teil des
internen Berichts. Wie es allerdings zu den schwerwiegenden Fehlern
kommen konnte, ist noch unklar. Der erste Teil des Berichts war vor der
Sommerpause vorgestellt worden. Nach dem Tod sei bereits auf manche
Probleme reagiert worden, berichtete Sozialsenator Detlef Scheele (SPD)
im Sonderausschuss. So seien mehr Mitarbeiter bei dem Allgemeinen
Sozialen Dienst (ASD) eingestellt worden. Außerdem solle es ein
Qualitätsmanagement geben, um künftig besser prüfen zu können, ob die
Regelungen eingehalten werden.
Grüne und CDU kritisieren Senat
Die Missstände aus dem Revisionsbericht seien schockierend, sagt
Christiane Blömeke von den Grünen. Dies bedeute aber nicht, dass noch
mehr Regeln gebraucht würden, so wie es der Senat vorhabe. Vorschriften
gebe es genug, was fehle seien Kontrolle und Führung - nicht nur im Fall
Chantal, betont Blömecke. Kritik am Senat übte auch Christoph de Vries
von der CDU. Er forderte, dass erst die Überlastung und Desorganisation
bei den Jugendämtern beseitigt werden müsse, bevor über zusätzliche
Aufgaben wie etwa die Betreuung von Pflegeeltern nachgedacht werde.
Chantal war im Januar bei ihrer Pflegefamilie in Wilhemsburg an einer
Methadon-Vergiftung gestorben. Dem Jugendamt waren die
Drogenabhängigkeit und die schwierige Wohnsituation der Pflegefamilie
bekannt - trotzdem war das Mädchen in die Familie gelassen worden.
Seither wird untersucht, wie es zu der Tragödie kommen konnte.
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