28.02.13

Kind tot: Jugendamt informierte Mutter nicht






14 Jahre lang wurde Antonia Kofler über den Tod des Sohnes nicht informiert. Er starb bei Pflegeeltern.

Glückliche Familienverhältnisse sehen anders aus: Tochter Astrid (35) wuchs in der Kinderübernahmestelle (KÜSt), Lustkandlgasse 50, auf, später im Kinderheim Stiefern (NÖ), die Söhne Gerold und Christoph (28) bei Pflegeeltern in Aschbach an der Westbahn. Da so viel Glück kaum auszuhalten ist, nahm sich Gerold 1996 mit 17 Jahren das Leben, zwei Tage nach seinem Geburtstag.

Das Jugendamt informierte Mutter Antonia (62) aber nicht über den Tod ihres Kindes. Erst 2010, im Rahmen eines Entschädigungsverfahrens für die Vergewaltigung ihrer damals achtjährigen Tochter in der KÜSt, erfuhr sie durch Zufall davon – und fiel aus allen Wolken. "Das sind Wunden, die nicht mehr heilen", so die Mutter.

Besuchsverbot
Bis heute sieht man in der Magistratsabteilung 11 kein Fehlverhalten: "Frau Antonia Kofler hatte keine gültige Meldeadresse, wir konnten sie nicht informieren", erklärt Herta Staffa. "Ich hatte immer Nachsendeaufträge. Die Post ist ja auch angekommen", kontert Frau Kofler.

Zunächst wurde der Mutter ein Besuchsrecht eingeräumt, drei Stunden im Monat. Dieses wurde ihr aber entzogen. "Aufgrund aggressiven Verhaltens", erklärt Frau Kofler. Sie hatte sich geweigert, sich einem psychologischen Test zu unterziehen.

Studie in Arbeit
Aber auch die Wunden bezüglich ihrer Tochter sitzen tief: "Das Jugendamt kennt den Täter. Zu einem Verfahren ist es nie gekommen", so ihr Vorwurf. Im Zuge des Entschädigungsverfahrens der Stadt Wien erhielt Astrid 25.000 Euro, Nachforschungen zum Täter wurden aber keine angestellt.

Das Schicksal von Frau Kofler ist kein Einzelfall: Derzeit arbeitet Elisabeth Raab-Steiner von der Fachhochschule Campus Wien an einer Studie zu den Wiener Pflegekindern. Ein Ergebnis wird es im Juni geben.

Zur Sache:
Im letzten Jahresbericht der Magistratsabteilung 11 aus dem Jahr 2011 wurden 1.390 Kinder in Betreuung bei Pflegefamilien ausgewiesen, weitere 265 Kinder wurden bei Verwandten untergebracht.

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