GESCHLECHTERKRIEG
Entsorgte Väter & besorgte Mütter
Jetzt
bekommen die Trennungsväter Unterstützung vom Gesetzgeber: Ab dem 1.
September 2009 stärkt ein neues Umgangsrecht ihre Rechte – nicht selten
zur Empörung der Mütter.
Ralf
wusste gar nicht, wie ihm geschah. Von einem Tag auf den anderen hat
ihm seine Frau nach zehn Jahren Ehe "die rote Karte gezeigt". Warum, das
kann der Polizeibeamte aus Karlsruhe und Vater zweier Töchter bis heute
nicht verstehen. "Sie hatte doch alles, wo ihr im Haushalt weiterhilft:
Waschmaschine, Spülmaschine, Einbauküche und Trockner." Ralf ist
ratlos: "Was will die Frau eigentlich allgemein noch?"
Franzjörg weiß, was Frauen wollen: "Sich selbst
verwirklichen." Das jedenfalls ist die Erklärung des langhaarigen
Realschullehrers dafür, warum ihn seine Frau mit den Kindern verließ,
obwohl er die – zugegebenermaßen schwierige – Beziehung noch wollte.
Auch Bernds Frau hat eines Tages ihre Sachen und die
ihrer gemeinsamen Tochter in einen Bettbezug gepackt und ist gegangen.
Warum? Keine Ahnung. Er hatte doch das Geld als Vorarbeiter verdient und
sie halt den Haushalt gemacht. Naja, er hat "gern mal einen über den
Durst getrunken, des hat ihr wohl ned gepasst".
Und dann ist es "irgendwie eskaliert". Wie seinen
Leidensgefährten Ralf und Franzjörg, so ist auch Bernd das Mysterium
Frau unergründlich. "Frauen sind andere Geschöpfe, die sind nicht von
dieser Welt", sagt Vorarbeiter Bernd. "Wenn's nach mir ginge – ich tät
sie alle auf den Mond schießen!"
Diesen Wunsch dürfte Bernd mit allen Männern teilen,
die Douglas Wolfsperger in einem Dokumentarfilm porträtiert hat. Titel
des Films, mit dem der Autor seit der Premiere am 11. Juni viel bejubelt
durch die Programmkinos tourt: "Der entsorgte Vater." Untertitel: "Wenn
der Hass der Mutter auf den Vater stärker ist als die Liebe zum
gemeinsamen Kind, hast du keine Chance."
"Entsorgt" fühlen sich Wolfspergers Protagonisten
nicht nur als (Ehe)Männer, sondern auch als Väter. Denn die Mütter, so
der klagende Tenor, enthielten ihnen die Kinder vor, entfremdeten sie
ihnen willentlich, verweigerten ihnen den Umgang. Und dafür kann es, so
erfahren wir, nur den einen Grund geben: den Hass auf den Ex-Mann.
Diesen Männern wird geholfen werden. Denn am 1. September 2009 tritt ein
Gesetz in Kraft, dass das Recht aller Väter stärkt – auch solcher, die
sich und uns viel vormachen.
Franzjörg zum Beispiel hat seine älteste Tochter
seit Jahren nicht gesehen. Schuld daran, erklärt er, sei seine Ex-Frau,
die ihm das Kind nach der Trennung vorenthalten und verweigert hat.
Gericht und Jugendamt hätten die Mutter "gnadenlos unterstützt". Warum
die inzwischen längst erwachsene Tochter ihre Telefonnummer vor ihm
geheim hält und sich dem Vater selbst dann nicht zu erkennen gab, als
sie als Referendarin an derselben Schule eingesetzt war? Dies ist nur
eine von vielen Fragen, die die Zuschauerin sich stellt, nicht aber
Regisseur Wolfsperger seinen Protagonisten.
Das verwundert nicht, denn auch Douglas Wolfsperger
ist ein betroffener, oder um es mit Franzjörg zu sagen, ein "hoch
betroffener Vater". Als solcher tritt er im Film "die letzte Reise zu
seiner Tochter an", denn das Gericht habe ihm den Umgang mit der
Neunjährigen untersagt. "Ich soll mich von meiner Tochter verabschieden,
und zwar endgültig." Schuld daran ist die Mutter.
In diesem Zusammenhang wäre es interessant gewesen,
auch im Film zu erfahren, was der entsorgte Vater Wolfsperger
stückchenweise in seinen zahlreichen Zeitungs-Interviews enthüllt, die
er seit dem Filmstart der beeindruckten Presse geben darf.
Zum Beispiel, dass der 51-jährige Dokumentarfilmer
auch nach der Geburt seiner Tochter "natürlich das Ideal zu erreichen
versuchte, so viel wie möglich an meinen Projekten zu arbeiten", so dass
die Mutter seines Kindes "quasi alleinerziehend" war, gibt er in der Frankfurter Rundschau
zu. Oder die, dass der Vater nach der Trennung durchaus Umgang mit
seiner Tochter hatte – bis er den neuen Lebensgefährten der Mutter bei
der Übergabe des Kindes, das nicht zu ihm wollte, angriff und einen
Strafbefehl wegen Körperverletzung erhielt.
"Wäre ich labiler gewesen, hätte ich mir vielleicht irgendwann eine Knarre besorgt und ihn umgeblasen", sagt Wolfsperger in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Dass der Umgang mit seiner Tochter nur bis auf weiteres und keinesfalls
"endgültig" ausgesetzt ist, wird der Regisseur bei der Premiere auf
eine kritische Nachfrage hin zugeben müssen.
Das alles hält Wolfsperger aber nicht davon ab, sich
als einsamer Wolf zu inszenieren, waidwund ins Leere blickend, in
kahlen Hotelzimmern, auf Spielplätzen und in der Kirche, erleuchtet vom
roten Schein der Grablichter. Seine Protagonisten, denen das
Ewigweibliche so rätselhaft ist, lässt er sich als echte Kerle
präsentieren. Ralf stemmt neben seinem Schicksal unablässig Gewichte;
Klaus steuert, wenn schon nicht seine Frau, so doch sein Motorflugzeug;
Franzjörgs Lieblingsspielzeug ist seine Motorsäge. Willkommen bei DMAX.
Frau könnte diese Inszenierung von Larmoyanz und
Männlichkeit gelassen belächeln – wäre sie nicht Ausdruck einer ernsten
und höchst beunruhigenden Entwicklung: Die sogenannte "Väterbewegung"
ist auf dem Vormarsch. Sie betreibt Internetseiten wie www.frauenhausluege.com,
auf denen sie über die "Vätervernichtungsrepublik" Deutschland wettert
und Häusliche Gewalt zum Hirngespinst überspannter Feministinnen
kleinredet.
Auch www.entsorgte-vaeter.de bezeichnet den Gewaltbericht des Bundesfamilienministeriums als "Phantasieprodukt seiner Schöpferinnen". Und www.radikalevaeter.de
beklagt gar einen "Genozid der Väter" und droht: "Mütter werden schon
bei der Nennung des Namens unserer Vereinigung wissen, was es heißt, ein
Vätertribunal gegen sich zu haben." Man werde diese Mütter "zerstören".
Der Startschuss für die "Väterrechtsbewegung" fiel
Ende der 1980er Jahre. Mit der Frauenbewegung war auch bei den Männern
einiges in Gang gekommen. Und während die einen in Männergruppen
selbstkritisch über ihre Rolle reflektierten und erkannten, was sie in
einer gleichberechtigten Partnerschaft gewinnen könnten, erklärten sich
die anderen kategorisch zu Verlierern.
"Männerprojekte wurden etabliert, die unter dem
Deckmantel kritischer Auseinandersetzung die Männer als Opfer der
weiblichen Emanzipation entdeckten und eine neue Phase von
Frauenfeindlichkeit einläuteten und praktizierten", schreibt Anita
Heiliger, Sozialwissenschaftlerin am Deutschen Jugendinstitut, in ihrem
Buch "Vater um jeden Preis?" und fährt fort: "Diese Projekte wurden
Anlaufstellen vor allem für Männer, die den Machtverlust im
Geschlechterverhältnis nicht akzeptieren und nicht verarbeiten konnten.
In Gruppen konnten sie sich ihres Opferstatus versichern und Frauen als
Täterinnen stilisieren, gegen die nun Kampf angesagt sei."
Die Achillesferse der aufmüpfigen Frauen, die ihre
Abhängigkeit nicht mehr akzeptierten, Häusliche Gewalt nicht länger
stillschweigend ertrugen und immer häufiger die Scheidung einreichten,
war schnell ausgemacht: die Kinder. Über sie konnten die abservierten
Patriarchen ihren langen Arm weiter ausstrecken. Und so machten sich die
Vaterrechtler daran, die berechtigte Forderung der Frauen nach größerer
Beteiligung der Väter in der Familie umzuschreiben in die Saga vom
Kind, das Mutter und Vater brauche – und das um jeden Preis. Die Väter
hatten Erfolg.
Das Recht des Kindes auf Umgang mit beiden
Elternteilen steht heute im Bürgerlichen Gesetzbuch und gilt als
Voraussetzung für das "Kindeswohl" – unter allen Umständen. "Da hat eine
dramatische Entwicklung stattgefunden", bedauert Christina Aman von der
"Zentralen Informationsstelle der Frauenhäuser" (ZIF). "Es gibt Fälle,
in denen sexueller Missbrauch gutachterlich bewiesen vorlag und die
Richter entschieden, dass das Kind trotzdem Umgang mit dem Vater haben
sollte."
Häusliche Gewalt gilt ohnehin nicht mehr als
Ausschlussgrund für ein Umgangsrecht des Vaters mit seinen Kindern.
Wieso auch? Der Mann habe, so lautet die Begründung vieler RichterInnen,
"doch nur die Mutter geschlagen". Frauenhäuser und
Frauenberatungsstellen, im Vokabular der Väterrechtler die
"Frauenförderlandschaft", wehren sich gegen das Dogma des Vaterrechts um
jeden Preis, aber sie haben einen schweren Stand. Nicht zuletzt
deshalb, weil die Väterrechtler lautstarke Kampfgefährten auf ihrer
Seite haben.
Zum Beispiel den Journalisten Matthias Matussek. 1998 machte der Ex-Kulturchef des Spiegel, der seinen Job wegen seines "Hangs zur Cholerik" (Welt)
verlor, in seinem Pamphlet "Die vaterlose Gesellschaft" einen
"Vernichtungskrieg gegen die Männer" aus, geführt vom "kreischenden
Feminat" gegen wehrlose Väter, die von abzockenden Frauen via
Unterhaltsklage um ihr letztes Hemd gebracht werden. Scheidungsvater
Matussek forderte die "im Untergrund lebenden Scheidungsväter" auf, der
Weiberherrschaft mit "Guerilla-Taktiken" zu begegnen.
Eine dieser Taktiken im Geschlechterkrieg ist die
Unterhaltsverweigerung, die Matussek ausdrücklich rechtfertigt, denn:
"Wer will es einem Mann verübeln, der sich weigert, für eine Frau zu
zahlen, die zu ihrem Liebhaber gezogen ist?" Guerillero Matussek hat
offene Türen eingerannt. Jeder dritte Vater zahlt laut
Bundesfamilienministerium keinen Unterhalt, ein weiteres Drittel zahlt
unregelmäßig und kostet den Staat, der mit seinem Unterhaltsvorschuss in
die Bresche springt, jährlich rund 800 Millionen Euro. Dabei waren laut
einer Forsa-Studie aus dem Jahr 2002 75 Prozent der unterhaltssäumigen
Männer ökonomisch in der Lage, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.
Ein prominenter Mitstreiter im Kampf gegen das
Feminat ist auch der Schauspieler Mathieu Carrière, der sich vor dem
Berliner Justizministerium gar symbolisch kreuzigen ließ. Sekundiert
werden Matussek und Mathieu dabei auch von der Journalistin Karin
Jäckel, der weiblichen Kronzeugin der entrechteten Väter, die in ihrem
Werk "Der gebrauchte Mann" von einem "modernen Amazonenkrieg" spricht
und die heutigen Väter wegen der allzu hohen Ansprüche der Mütter
bedauert. Das war in den 50er Jahren noch anders: "Die Frauen und
Mütter, die ich aus diesen Jahren kenne, erwarteten nicht, dass ihre
Männer ihnen bei jeder Gelegenheit im Haushalt halfen."
Und dann ist da natürlich noch der unvermeidliche
Gerhardt Amendt, Soziologie-Professor an der Universität Bremen, der
seit Jahren kübelweise pseudowissenschaftlichen Feministinnenhass
ausschüttet, und der kürzlich in der Welt gar die "Abschaffung der
Frauenhäuser" forderte. Die seien ein "Ort des Männerhasses".
Begründung: Professor Amendt hatte in seiner eigenen Studie – für die er
ausschließlich Männer befragt hatte – herausgefunden, dass Frauen
"gewalttätiger als Männer" sind: 60 Prozent aller Gewalttaten in der
Familie würden von Frauen begonnen.
Die einschlägigen Organisationen, in denen sich die
Racheväter zusammenfinden, heißen pappa.com, ISUV oder Väteraufbruch.
Auch Franzjörg Krieg, der Mann mit der Motorsäge, gehört dazu. Der
graubärtige Zopfträger im schwarzen Leder-Sakko hat den Väteraufbruch
Karlsruhe 2003 aus "ohnmächtiger Wut" gegründet und verkündet auf der
Homepage des Verbandes seine Ansichten zum Thema Gewalt gegen Frauen.
Sexueller Missbrauch? Die "erste tödliche
Trumpfkarte, die eine Mutter ungestraft auch ohne eine faktische
Grundlage allein aus Kalkül oder Bosheit aus dem Ärmel ziehen konnte".
(Dabei wird dieser Vorwurf überhaupt nur in drei Prozent aller
strittigen Umgangsrechts-Fälle erhoben.) Das Gewaltschutzgesetz?
"Verfassungswidrig" und ein "menschenrechtswidriges Instrument zur
bedingungslosen Unterstützung von Frauen".
Auch die Väter, die Filmemacher Wolfsperger
porträtiert, stammen laut eigener Aussage "aus dem Umfeld von Franzjörg
Krieg und dem Väteraufbruch". Selbstverständlich hat der Väteraufbruch
"Der entsorgte Vater" als Aushängeschild auf seiner Startseite gepostet,
was nicht weiter überrascht.
Verblüffend ist hingegen, wie kritiklos die Medien
die Mantras der entsorgten Väter schlucken. "Meist sind es die Mütter,
die den Vater vom Kinde wegdrängen", repetiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und weiß: Diese "Gehirnwäsche" erfolgt "aus purem Egoismus". Die Junge Freiheit
fällt in die Väterklage über die "herzlosen, egozentrischen Frauen" ein
und selbst Eltern übernimmt Franzjörg Kriegs Vokabular von der "Mutter
als Kinderbesitzerin".
Die Väter-Lobby, die PolitikerInnen mit Mailings
bestürmt und sich mit sympathisierenden Anwälten und Gutachtern
unterstützt, ist, wie die Filmemacherin Myriam Tonelotto in ihrer
Arte-Dokumentation "In Nomine Patris" eindrucksvoll nachwies, national
wie international vernetzt. Wie weit sie mit ihrem demagogischen Feldzug
schon gekommen ist, zeigt die aktuelle Reform des deutschen
Umgangsrechts.
Bereits zwei Jahre zuvor liefen Organisationen wie
der "Verband alleinerziehender Mütter und Väter" (VAMV), "Terre des
Femmes" oder der Frauenhaus-Dachverband (ZIF) Sturm gegen das neue
Gesetz. "Schon jetzt ist die Situation für Frauen und Kinder, die vor
ihrem Misshandler zum Beispiel in ein Frauenhaus flüchten, ein Skandal",
erklärten sie. "Denn gewalttätige Männer erhalten häufig bereits kurz
nach der Trennung Besuchskontakt mit den Kindern. So weiß auch der
brutalste Mann sehr schnell, wo sich Frau und Kinder aufhalten. Schutz
und Sicherheit können unter diesen Voraussetzungen nicht mehr
sichergestellt werden."
Das Leben wird für Frauen und Kinder, die vor
gewalttätigen Ehemännern flüchten, ab dem 1. September nicht sicherer
werden. Denn: "Das Gesetz scheint davon auszugehen, dass es so etwas wie
Häusliche Gewalt nicht gibt", klagt ZIF-Sprecherin Aman. So muss nach
dem neuen Gesetz nach einer Trennung zwingend innerhalb von vier Wochen
der Umgang mit dem Vater gerichtlich beschlossen werden. Viel zu früh,
wenn Mutter und Kind aus einer Gewaltbeziehung kommen, klagen die
Frauenhäuser. Was die Proteste immerhin erreichten: Die Frau kann eine
getrennte Anhörung beantragen, so dass sie ihrem Peiniger nicht begegnen
muss.
Beim sexuellen Missbrauch gilt künftig der
sogenannte "Strengbeweis". Mussten die RichterInnen vor der Reform noch
schlüssige Hinweise auf Missbrauch beachten, "müssen die Beweise jetzt
in einem Strafverfahren bestehen können", erklärt Edith Schwab,
Rechtsanwältin und VAMV-Vorsitzende. "Damit sind die kleinen Kinder
unter vier, fünf Jahren schon mal schutzlos, weil sie nicht als
'gerichtsfeste' Zeugen gelten."
Müttern, die ihre Kinder dem Vater nicht übergeben
wollen – sei es, weil sie sie vor Missbrauch schützen wollen oder weil
das Kind mit der Situation noch überfordert und nach den Besuchen
verstört ist – drohen mit der Umgangs-Reform noch härtere
"Zwangsmaßnahmen" als sie schon jetzt gelten. Wie sie eingesetzt werden,
erklärt Juristin Schwab an folgendem Beispiel aus ihrer Praxis:
Ein elfjähriger Junge möchte nach der Trennung
seiner Eltern nicht zum Vater. Der Vater hat eine neue Freundin, womit
der Junge nicht gut zurechtkommt. Ein Besuch endet mit Gewalttätigkeiten
und einer Gehirnerschütterung des Kindes. Als das Umgangsrecht des
Vaters vor Gericht verhandelt wird, holt der Richter den Jungen zum
Gespräch, aus dem er kurz darauf tränenüberströmt herausrennt. "Der
Richter hatte ihm gesagt: Wenn du nicht zu deinem Papa gehst, dann muss
deine Mama ins Gefängnis", erzählt die Anwältin. Sie fürchtet: "Das
Recht des Kindes auf seinen Vater ist Dank der Väterlobby zu einem Recht
des Vaters auf sein Kind geworden."
Thema im Forum diskutieren
Diese Erfahrung hat auch die geschiedene Susanne M.
(Name geändert, d. Red.) machen müssen, die einzige Mutter, die in
Wolfspergers Väterfilm vorkommt. Ihre Schilderungen der zahlreichen
Konflikte und Streitereien rund um das Umgangsrecht des Vater für die
gemeinsame Tochter – die bis hin zur Gewalttätigkeit des Mannes gegen
die Ex-Frau eskalierte – werden im Film zitiert. Die differenzierten
Überlegungen der Frau zur Rolle eines Vaters jedoch kürzte der Regisseur
polemisch auf den Satz: Der Beitrag des Vaters sei "zunächst mal nur
eine Erzeugung." Ein Satz, den die Medien mit Hinweis auf die
"abgebrühte Frau" gern und viel zitierten.
Wie Wolfsperger Susanne M. überhaupt vor die Kamera
bekam? "Herr Wolfsberger hat gesagt, er mache einen Film über
'Trennungskinder'. Seine Verbindung zum Väteraufbruch hat er mir zuerst
ebenso verschwiegen wie seine persönliche Betroffenheit", sagt Susanne
M. Die entdeckte eine Freundin zufällig im Internet.
Und der Filmemacher? Er habe zeigen wollen: "Wie
muss eine Frau ticken, die einem Vater das Kind wegnimmt?" erklärt
Wolfsperger der Frankfurter Rundschau. Susanne M. biete dazu ein
"eindrückliches Psychogramm". Er sei "geradezu hingerissen von der Art,
wie sie sich einfach so ihre Welt zurechtdenkt." Solche Sätze sind
Wasser auf die Mühlen von Väteraufbruch, pappa.com & Co.
Und Justizministerin Zypries? Die freut sich, dass
"wir bei der Vollstreckung von Sorge- und Umgangsentscheidungen" Dank
des neuen Gesetzes "mehr Druck ausüben können". Bleibt nur noch eine
Frage: Ob sich die Kinder auch darüber freuen?
Chantal Louis, EMMA 5/2009
WeiterlesenAnita Heiliger/Eva Hack: Vater um jeden Preis? (Frauenoffensive, 19.90 €)
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