Die Familienförderung der Bundesrepublik erweist sich
zunehmend als nutzlos. Das Ergebnis: viele Menschen planen einfach keine
Familie mehr und gehen so den bürokratischen Problemen aus dem Weg.
Von Kostas Petropulos
Das vernichtende Votum
von Regierungsexperten zur Wirksamkeit der Familienpolitik hat ein
gewaltiges polit-mediales Echo ausgelöst. Nahezu unisono beklagt jetzt
die Opposition samt vielen Redaktionen die "verschwenderische
Familienförderung in astronomischer Höhe" und deren Fruchtlosigkeit –
ganz, wie es ihnen der "Spiegel"-Titel nahelegt.
Tatsächlich
liefern sie alle gemeinsam ein Lehrstück zu einer der größten
bundesdeutschen Lebenslügen: Eltern und Kinder leben eben nicht in dem
seit Jahrzehnten statistisch gemalten Familienparadies. In der deutschen
Wirklichkeit sind Kinder Armuts- und Berufsrisiko Nummer eins.
Und zwar nicht, weil das viele "Fördergeld"
falsch verteilt wird, sondern weil der Staat es sich nicht nur wieder
zurückholt, sondern unterm Strich sogar bei den Familien kräftig
abkassiert: laut dem Ifo-Wirtschaftsforschungsinstitut pro Kind
insgesamt mindestens 77.000 Euro.
Unsere Familienpolitik führt zur Abschaffung der Gesellschaft
Dieser politisch
geschaffene, wirtschaftliche Druck zwingt Väter und Mütter, mehr zu
arbeiten, als sie eigentlich wollen. So wandeln sich Kinder aus
Zeitmangel für immer mehr Paare vom Glücks- zum alltäglichen
Stressfaktor. Eine Abschreckung für jede und jeden, der sich eigentlich
Nachwuchs wünscht.
Das expertengestützte "Patentrezept" der Politik – mehr und frühe organisierte (Ganztags-)Betreuung für die Kleinsten
– ist vor diesem Hintergrund nichts anderes als die Einladung zur
Kinderlosigkeit: Dann braucht man weder einen wirtschaftlichen noch
einen beruflichen Absturz zu fürchten, und die Frage, wohin das Kind zur
Betreuung wegorganisiert werden soll, stellt sich einfach gar nicht
mehr.
Kurz: Die
arbeitsmarktfixierte Familienpolitik aller Bundestagsparteien ist das
todsichere Rezept zur Abschaffung der eigenen Zukunft als Gesellschaft.
Der Autor ist Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen und soziale Sicherheit (HBF)
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