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Verdursteter Junge Polizei stellt Todesdrama nach
In diesem Haus in der Möckernschen Straße (Gohlis) geschah die TragödieFoto: Silvio Bürger3 von 4
26.06.2012
Zurück am Ort des Dramas
Leipzig – Montag stellten Beamte der Spurensicherung mit einer lebensgroßen Puppe nach, was sich hinter der Tür jener Leipzig-Gohliser Erdgeschosswohnung abgespielt haben könnten, die seit Tagen das Jugendamt immer mehr in Bedrängnis bringt.
Es ist die Wohnung, in der am Sonntag vor eine Woche Yvonne F. (†26)
und ihr kleiner Sohn Marcel (†2) tot aufgefunden wurden. Denn bisher ist
nur klar: als die Drogensüchtige hinter jener Haustür starb, lebte ihr Kind noch mehrere Tage weiter. Bis der Kleine schließlich verdurstete.
Und während gestern die Polizei
die „Auffindesituation rekonstruiert“, so ein Sprecher, trafen sich in
der Stadtverwaltung Jugendamt, Gesundheitsamt, Drogenhilfe und
Allgemeiner Sozialdienst (ASD) zur Krisensitzung.
Vor
allem sucht man nach Erklärungen, warum die drogensüchtige Mutter mit
ihrem Kleinkind am 10. April zum letzten Mal besucht wurde – und das
Jugendamt dann acht (!) Wochen keinen Kontakt mehr zu ihr aufnahm.
Während
die Verantwortlichen gestern schwiegen, meldete sich ein
Jugendamtsmitarbeiter bei BILD. Er erzählt: „Schuld ist die
Umstrukturierung des Betreuungssystems. Früher kannte jeder Streetworker
seine Problemfälle, war mindestens alle 14 Tage in der Wohnung.
Dann
wurden die Sozialbezirke verändert. Die Mitarbeiter werden ständig
umgesetzt, können keine Beziehungen zum Klienten aufbauen“, sagt der
Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte. „Statt vor Ort zu sein,
müssen die Sozialarbeiter im Büro sitzen. Die Akten sind immer in
anderen Händen.
Heute gibt es die Eingangsmanagerin, den
Fallmanager, den Sozialbezirksleiter, den Streetworker. Ich vermute, die
junge Mutter wurde mindestens von fünf verschiedenen Mitarbeitern
betreut.“
Und weiter: „Mit Sicherheit haben die Nachbarn
die Schreie des Kindes gemeldet. Wenn jedoch jedes Mal ein anderer
Mitarbeiter den Fall aufnimmt, wirkt das nicht dramatisch.“
Am Mittwoch will sich das Jugendamt erneut vor der Presse äußern. Die Grünen haben das Thema inzwischen in die nächste Stadtratssitzung (18. Juli) gehoben.
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