Ingolstadt
Schon im Sommer 2008 vor dem Amtsgericht sprach die
Richterin von einem „fürchterlichen Trennungskrieg“. Der ist seit
gestern zwar juristisch teilweise beigelegt, geht aber offenbar weiter.
Die beiden Eheleute lebten einst in Ingolstadt und hatten zwei
Kleinkinder. Als die Beziehung scheiterte, nahm die Tochter eines
Rechtsanwaltes aus Bremen die Kinder mit und versteckte sie monatelang
bei ihren Eltern. Der Ehemann – für Audi in China im Einsatz – sah die
beiden Söhne fast ein dreiviertel Jahr nicht. Alle Bemühungen blieben
vergeblich und das Klima zwischen den inzwischen geschiedenen Eheleuten
war bald völlig vereist.
Und zwar vor allem auch deshalb, weil der Vater der Frau mit aller
Energie darauf drängte, dass der Ex-Schwiegersohn keinen Einfluss mehr
auf die Kinder hat. In erster Instanz bezeichnete Richterin Sandra von
Dahl den heute 72 Jahre alten Juristen sogar als treibende Kraft, die
immer wieder neue Spitzen schickte und den Trennungskrieg vollends
eskalieren ließ.
Die Amtsrichterin verurteilte damals die Frau wegen Kindesentzug und
deren Vater wegen Beihilfe und Nötigung. Der Jurist ging in die
Berufung. In der zweiten Instanz vor der Kammer unter Vorsitz von
Richter Georg Sitka am Landgericht gab es dann einen überraschenden
Freispruch für den Mann. Das wiederum ließ die Staatsanwaltschaft auf
die Barrikaden gehen. Sie beantragte eine Revision des Urteils und hatte
damit auch Erfolg.
Heute sollte am Landgericht die neue Berufungsverhandlung – diesmal
unter Leitung von Richter Konrad Kliegl – über die Bühne gehen, aber so
weit kam es gar nicht mehr. Der Vorsitzende hatte dem Anwalt aus Bremen
in Vorverhandlungen signalisiert, dass er wohl kaum wieder mit einem
Freispruch rechnen kann. Daraufhin willigte der Jurist gestern quasi in
letzter Minute ein und erklärte sich bereit, eine Geldauflage in Höhe
von 3000 Euro zu zahlen. Im Gegenzug wurde der Fall vorläufig
eingestellt, bis der Mann gezahlt hat.
Gericht sprach die Kinder zwischenzeitlich dem Vater zu.
Der Trennungskrieg zwischen den geschiedenen Eltern der beiden Buben
geht allerdings weiter. Enorm zugespitzt hat er sich, seit ein Gericht
die Mutter in die Schranken gewiesen und ihr die Kinder entzogen hat.
Die heute neun und sieben Jahre alten Buben leben seither beim Vater.
Dessen Ex-Schwiegervater bombardiert den Mann seither mit immer neuen
Vorwürfen und Strafanträgen. Und außerdem will er als Großvater ein
Umgangsrecht einklagen – die Chancen darauf stehen nach all den
Vorgeschichten allerdings denkbar ungünstig.
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