Wieder süchtige Pflegeeltern im Bezirk Mitte entdeckt. Haarproben bei mehr als 20 Verdächtigen. 1391 Hamburger Pflegefamilien überprüft.
Mitte Februar hatte die Überprüfung der Pflegefamilien begonnen.
Diese war wegen der Fehler im Umgang mit der Pflegefamilie Chantals nötig geworden. So hatte etwa das zuständige Jugendamt Wilhelmsburg allein fünf Hinweise auf Drogenkonsum der Erwachsenen ignoriert und diese als "Mobbing" abgetan.
In einem ersten Schritt überprüften die Behörden zunächst die Akten der 1391 Pflegefamilien. Dabei stellten sie 160 Verdachtsmomente fest. In den folgenden Wochen haben Mitarbeiter der Jugendämter 93 Hausbesuche gemacht und darüber hinaus 73 Gespräche mit Eltern, Pflegeeltern und freien Sozialträgern geführt.
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Zehn Pflegefamilien müssen aktuelle Führungszeugnisse nachliefern.
Eine der Änderungen nach dem Tod Chantals war, dass derartige Dokumente nicht älter als drei Jahre sein dürfen. In 23 weiteren Fällen gab es Hinweise auf Drogen- oder Alkoholmissbrauch. Es seien daraufhin "im gegenseitigen Einvernehmen" Haarproben entnommen worden.
Die Analyseergebnisse stehen laut Sozialbehörde noch aus. Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD), der die Federführung innehatte, bilanzierte: "Die Verdachtsmomente haben sich in den meisten Fällen nicht bestätigt."
Dem Amt waren die prekären Umstände in der Familie bekannt.
So hielt diese Kampfhunde, es gab es dort weder Schränke, noch hatte jeder Bewohner ein eigenes Bett.
Der damalige Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Markus Schreiber (SPD), musste zurücktreten.
Zum Verhängnis wurde ihm das Eingeständnis, dass er seit 2009 von der Unfähigkeit seiner Jugendamtsleiterin überzeugt gewesen war. In dem Jahr war ebenfalls in Wilhelmsburg das unterernährte Baby Lara-Mia gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Chantals drogensüchtige Pflegeeltern wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
Im Visier stehen auch Verantwortliche des freien Trägers sowie des Jugendamtes.
Sascha Balasko 31.03.2012 Hamburger Abendblatt
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