24.11.2011 ·
Deutschland muss sich in Sachen Sorgerecht auf die Finger
schauen lassen. Der Petitionsausschuss des Europaparlaments ist nach
Berlin gereist, um dies zu tun.
Von
Katrin Hummel
Der Petitionsausschuss des Europaparlaments ist der
Auffassung, dass die Bundesrepublik Deutschland die Menschenrechte
missachtet hat, indem die Organe des Staates zugelassen haben, dass
einige von ihren Kindern getrennt lebende Väter und Mütter keinen Umgang
mehr mit ihren Kindern haben. „Wir haben den Eindruck, dass es sich
hier um ein wiederkehrendes und strukturelles Problem handelt, dem
niemand wirklich zu Leibe rücken möchte. Man steckt lieber den Kopf in
den Sand. Das finden wir unmöglich und schockierend“, sagt Philippe
Boulland, Leiter einer Arbeitsgruppe im Petitionsausschuss, die sich mit
dem Thema Jugendämter befasst, und Abgeordneter der konservativen
Europäischen Volkspartei (EVP).
Der Petitionsausschuss vermutet aufgrund der Unterlagen, die ihm vorliegen, dass der deutsche Staat einigen Eltern einen gerechten Prozess verweigert hat. Andere Eltern hätten Dokumente, die für ihren Gerichtsprozess wichtig gewesen seien, nicht einsehen können. Mehrere Verstöße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, die UN-Kinderrechtskonvention und die Charta der Grundrechte der Europäischen Union seien wahrscheinlich. Ursache dafür seien Fehler der Jugendämter, die sich über Anweisungen von Familienrichtern hinweggesetzt hätten oder andere Fehler gemacht hätten, die von keiner übergeordneten Instanz bemerkt oder unterbunden worden seien.
Ziel der Gespräche sei es, den Petenten inhaltlich zu helfen. Außerdem solle Druck auf Deutschland ausgeübt werden. Es gebe Fälle, in denen Väter oder Mütter ihre Kinder fünf oder zehn Jahre lang nicht gesehen hätten, obwohl sie alles versucht hätten, um mit ihnen in Kontakt zu treten. Dies ist nicht der erste Vorstoß des EU-Parlaments. Vor vier Jahren ist schon einmal eine Delegation nach Deutschland gereist, um die Willkür der deutschen Behörden und die daraus resultierende Machtlosigkeit mancher Eltern anzuprangern. „Auf unsere damalige Intervention hat Deutschland nicht reagiert. Wir finden das nicht normal“, sagt Boulland.
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