Schwere Vorwürfe gegenüber dem Kreisjugendamt erhebt Maren Lander aus
Witzeeze. Anlass ist der Fall „Lisa aus Büchen“ (Name geändert). Die
Immobilien-Fachwirtin und Handballtrainerin wirft dem Amt eine
Fehlentscheidung vor. Von ihr gemeldete Verhaltensauffälligkeiten der
damals 13-Jährigen seien ignoriert worden, das Kind müsse trotz großer
Ängste bei den Eltern bleiben.
„Anlässlich des Maskenmörders und der
toten Kinder, die unter Betreuung eines Jugendamtes standen, wurden wir
Trainer aufgefordert, genauer hinzuschauen und Auffälligkeiten zu
melden. Das habe ich bereits 2010 getan, aber leider ohne Erfolg“, sagte
Maren Lander im Gespräch mit den Lübecker Nachrichten. In einem Brief
an den Landrat habe sie Beschwerde gegen das Jugendamt eingelegt.
Hier
ihre Schilderung: Lisas Mutter sei eine Arbeitskollegin gewesen. Das
Mädchen habe sich bei Landers wohl gefühlt, sei immer häufiger gekommen.
Maren Lander habe bei den Hausaufgaben geholfen und festgestellt, dass
„nichts hängen blieb“, Lisa erschreckende Wissenslücken habe, zum
Beispiel den Unterschied zwischen Stadt und Land nicht kenne. „Hinzu
kam, dass Lisa extrem dünn war, nichts aß und große Ängste hatte, nach
Hause zu gehen, immer häufiger über Bauchschmerzen klagte. Deshalb war
Lisa öfter bei ihrer Oma oder Tante“, sagte Lander. Die zu Rate gezogene
Erziehungsberatungsstelle in Schwarzenbek habe eine Lerntherapie
empfohlen, die zunächst von Lander und Freunden finanziert worden sei.
„Ab April 2011 ging es Lisa immer schlechter, sie wollte nicht mehr nach
Hause, weinte, malte Totenköpfe“, sagte Lander. In einem Brief an ihre
Tante schreibt sie: „ . . . ich kann nicht mehr. Ich will raus aus
dieser Höhle.“ (Meinte das orthografisch unsichere Mädchen Hölle?) Und
weiter: „Ich bin fertig mit mein Leben und Mama.“
Lander habe den
Fall im Mai dem Jugendamt gemeldet, am 22. Juni dann ein Gespräch mit
einer Sachbearbeiterin gehabt. „Die Dame bezeichnete Lisa als aufsässig,
sah die Problematik in einem Geschwisterkonflikt zwischen Mutter und
Tante von Lisa. Sie meinte, wir könnten doch eine Pflegestelle
beantragen, seien doch gut geeignet oder ob wir ein Internat bevorzugen
würden. Wir antworteten: Nur, wenn geklärt wird, warum Lisa nicht nach
Hause will.“
Heute ist Lisa wieder zu Hause. Maren Lander:
„Irgendwann konnten wir alle nicht mehr. Wir mussten dem Kind empfehlen,
es zu Hause wieder zu versuchen. Das war der furchtbarste Moment in all
den Monaten. Inzwischen ist Lisa verhaltensauffällig. Ein Schulverweis
konnte gerade noch abgewendet werden. Wo ist das Hilfsangebot im Kreis? –
Beim Jugendamt jedenfalls nicht.“
Das Kreisjugendamt, auf die
Vorwürfe angesprochen, verweist auf gesetzliche Vorschriften und
Datenschutz. Es sei nicht möglich, auf die einzelnen Vorwürfe
einzugehen. „Viele der Schilderungen stimmen nicht. Wie kompetent ist
Frau Lander?“, gibt Rüdiger Jung, Leiter des Kreisjugendamtes, den Ball
zurück. Da sie nicht erziehungsberechtigt sei, könne sie auch keine
Informationen bekommen. Und die LN auch nicht. Seine Kollegin Regine
Wieczorek, Chefin der den Fall behandelnden Mitarbeiterin, wurde etwas
deutlicher. „Es haben sich mehrere Mitarbeiter mit diesem Fall befasst.
Es gab Helferkonferenzen zwecks Risikoeinschätzung. Dabei sind wir zu
dem Schluss gekommen, dass es keine Veranlassung gab, zu intervenieren
und das Mädchen aus der Familie zu reißen.“ Für die Einschätzung, ob das
Kindeswohl gefährdet sei, gebe es Leitlinien, die streng befolgt worden
seien. „Wir hatten eine andere Wahrnehmung als Frau Lander, und wir
haben noch nie Hilfen aus finanziellen Gründen versagt“, betonte
Wieczorek. Die Inobhutnahme eines Kindes hänge jedenfalls nicht allein
vom Willen der Eltern ab, wie von Frau Lander geschildert. „Wenn ein
Kind zu uns kommt und seine Angst vor den Eltern äußert, beginnt die
Inobhutnahme in diesem Moment“, machte Jung deutlich. – Das muss sich
eine 13-Jährige aber erst mal trauen.
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