„Kinder brauchen den Schutz dieser Gesellschaft, mehr als alle
anderen. Vor allem, wenn die Eltern ausfallen, ist der Staat gefordert:
Jugendämter oder Jugendhilfe. Dass ausgerechnet mit solchen Kindern
Geschäfte gemacht werden, und dass staatliche Stellen dabei sogar
mitmischen, das konnten selbst wir kaum glauben.“ Das sind die Worte von Georg Restle, dem Leiter und Moderator des ARD-Politmagazins Monitor…
Recherchen des Magazins in Ungarn ergaben, dass deutsche Jugendämter
Kinder dort hinschicken, angeblich weil es dort „individuelle
pädagogische Konzepte“ gibt, die es hierzulande nicht gibt. Soweit
klingt das ja richtig vielversprechend, geht es doch um die
Zukunftsperspektiven der Kinder. Doch die Reporter von Monitor sind in
Ungarn auf einen 11-jährigen Gymnasiasten gestoßen, der auf einem Hof
bei einem ungarischen Handwerker untergebracht ist, der selbst kaum
Deutsch spricht. Sieht so die Vorbereitung auf die Zukunft aus?
Weggerissen aus seinem Freundeskreis
Der
Junge lebte in Deutschland seit seinem 6. Lebensjahr im Heim, weil
seine Mutter unter Depressionen litt und sich nicht um ihn kümmern
konnte. Doch kurz nachdem der Junge aufs Gymnasium kam, holte ihn das
Jugendamt da weg und schob ihn nach Ungarn ab. Seine Chance, hier weiter
zur Schule zu gehen, der Kontakt zu seinen Freunden – alles wurde ihm
genommen. Zu verantworten hat diesen Skandal das Jugendamt in Dorsten!
Der dicke Reibach mit den Kindern
Fast
8000 Euro pro Monat kostet der Auslandsaufenthalt des Jungen. Der
größte Teil dieser Summe fließt an eine private Firma in Bochum: die
Life GmbH. Sie regelt das Leben des Jungen – das Jugendamt kümmert sich
nicht mehr um ihn.
Der Jugendamtsleiter hatte wohl Firmenanteile
Und
das ist wohl kein Einzelfall. Monitor-Recherchen zufolge gab es
offenbar einen Deal zwischen dem Jugendamtsleiter in Gelsenkirchen, dem
dortigen Kinderheim St. Josef und der Firma Neustart in Ungarn. Das
Kinderheim bestreitet, dass es eine Kooperation gab. Es sieht allerdings
ganz danach aus, als ob mit Kindern reichlich Kasse gemacht wurde - und
immer noch gemacht wird!
Die eigene Behörde ausgetrickst
Und
obwohl die Stadt Gelsenkirchen dem Jugendamtsleiter inzwischen die
Genehmigung für seine „Nebentätigkeit“ entzogen hat, werden immer noch
Kinder nach Ungarn geschickt. Der Beamte selbst und sein Stellvertreter
im Amt haben sich zwar aus der Firma zurückgezogen und ihre Anteile
abgegeben. Der eine allerdings an seinen Bruder, der andere an seine
Frau. Und im Amt sind beide auch immer noch. Belangt wurden die Beamten
bisher nicht.
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