Der Rudolf-Steiner-Kindergarten an der Kaiserstraße: Der Betrieb dort wird erst am Montag wieder aufgenommen. Hinter den Mauern brodelt es schon seit Monaten wegen schwerer Vorwürfe gegen das Personal.
 
  Der Rudolf-Steiner-Kindergarten an der Kaiserstraße: Der Betrieb dort wird erst am Montag wieder aufgenommen. Hinter den Mauern brodelt es schon seit Monaten wegen schwerer Vorwürfe gegen das Personal.

Krefeld. Schweren Vorwürfen ausgesetzt sind zwei frühere Mitarbeiterinnen des Waldorf-Kindergartens. Eltern erstatteten Anzeige, nachdem ein Junge in einem Keller des Hauses an der Kaiserstraße eingesperrt und ein weiteres Kind körperlich misshandelt worden sein soll. Es sei mit dem Knöchel gegen einen Schrank geschlagen worden. Zur Strafe hätten sich Kinder auf einen Tisch stellen müssen, um für kleine Vergehen um Vergebung zu bitten.
Eine weitere Kita-Mitarbeiterin, Therapeutin, ist sogar bezichtigt worden, zwei Pflegekinder sexuell missbraucht zu haben. Alle Taten sollen zwischen Dezember 2010 und Februar 2012 passiert sein. Bei allen Opfern soll es sich um Kinder aus der integrativen Gruppe gehandelt haben.

Bereits im Juni war der Rudolf-Steiner-Kindergarten auf Antrag der Staatsanwaltschaft von der Polizei durchsucht worden. Inzwischen liegen zwei Gutachten zur Glaubwürdigkeit von betroffenen Kindern vor, ein drittes steht kurz vor der Fertigstellung. „Ende Januar können wir mehr sagen“, erklärte Oberstaatsanwalt Klaus Schreiber am Freitag gegenüber der WZ.
Kaum hatten die Ermittlungen begonnen, da holte die zuständige Mitarbeiterin des Jugendamt der Stadt Krefeld eines der beiden Kinder aus der Familie der Therapeutin und brachte es in einem Heim außerhalb Krefelds unter. Die Stadt Duisburg, zuständig für das andere Pflegekind, reagierte auf die Anschuldigungen nicht – es blieb bei der Familie der Heilpädagogin, die auch als Tagesmutter arbeitet.

Das Krefelder Familiengericht teilte die Einschätzung der Krefelder Jugendamtsmitarbeiterin nicht: Es ordnete zum „Wohle des Kindes“ an, dass es zur Pflegefamilie zurückkehrt.
Etwa drei Wochen lang war das Kind in einem auswärtigen Heim untergebracht. Immerhin sechs Jahre hatte es bei der Familie der Heilpädagogin verbracht. Offen ist, ob diese Vorwürfe überhaupt noch Gegenstand der staatsanwaltlichen Ermittlungen sind: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen wir nichts“, so der Oberstaatsanwalt.

Zurück hielt sich der Trägerverein des Rudolf-Steiner-Kindergartens, der im Gegenzug Strafantrag gegen die Eltern angekündigt hat, die die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatten.
Eine Presseerklärung kündigte Geschäftsführerin Iris Böckmann-Weyers für Montag an: „Der Inhalt muss noch abgestimmt werden.“ Noch sind alle Vorstandsmitglieder nicht aus dem Urlaub zurück. Im Umfeld des Waldorf-Kindergartens wird seit längerem vermutet, dass die Anzeigenerstatter eine „Kampagne“ gestartet haben.

Dem Landschaftsverband als Aufsichtsbehörde des Waldorf-Kindergartens sind die Vorwürfe seit Beginn der Ermittlungen bekannt. LVR-Sprecherin Simone Hengels: „Wir stehen mit allen beteiligten Institutionen in Kontakt."