30.01.13

Paritätische Doppelresidenz Trennung: Unser Kind hat zwei Zuhause

Immer mehr getrennt lebende Eltern möchten, dass ihr Kind gleich viel Zeit mit jedem Elternteil verbringen kann. Wie klappt dieses Modell im Alltag, wie gelingt den Kindern das Pendeln zwischen zwei Wohnungen und welche Anforderungen stellt die Doppelresidenz an die Eltern? 


von Gabriele Möller


Mädchen Kinderzimmer
Foto: © iStockphoto.com/ choja

Immer mehr Kinder mit zwei Lebensmittelpunkten

 

"Mein Ex-Freund und ich praktizieren bei unserer einjährigen Tochter das 'Wechselmodell'. Wir haben einen wöchentlichen Rhythmus, und ich bin damit bisher zufrieden. Er ist ein sehr guter Vater, auch wenn wir immer wieder unsere Streitigkeiten haben", berichtet eine Mutter. "Wir haben das Gefühl, dass unsere Kleine diese Lösung gut wegsteckt. Klar ist die erste Nacht nach dem Wechseln immer etwas stressig, aber sie ist ja noch sehr jung. Wir wohnen nur 500 Meter auseinander, was das Ganze enorm erleichtert, weil sie dann später ihre sozialen Kontakte sowohl bei Daddy als auch bei mir leben kann." Finanziell klappe es auch gut. "Das Kindergeld wird halbiert, der Unterhalt gegeneinander aufgerechnet, so wurde es vor Gericht vereinbart."






Laut des 7. Familienberichts des Bundesfamilienministeriums macht schon etwa jedes fünfte Kind in den alten und jedes dritte in den neuen Bundesländern Erfahrungen mit dem Wohnen in zwei Haushalten. Diese Lösung wird oft als Wechselmodell bezeichnet, doch viele Fachleute verwenden lieber den Begriff der "Paritätischen Doppelresidenz". Dieser bedeutet "die anteilig annähernd gleichwertige, abwechselnde Beherbergung und Betreuung von Kindern durch ihre getrennt lebenden Eltern", definiert es Angela Hoffmeyer vom Bundesvorstand Väteraufbruch für Kinder e.V.

 

Vorteile für Kinder und Eltern

 

Zwar halten einige Wissenschaftler das Modell für nachteilig, weil dem Kind zu viel Unruhe zugemutet und zu wenig Kontinuität geboten werde. Doch kommt eine große schwedische Studie mit mehr als 17.000 betroffenen Kindern 2012 zu anderen Ergebnissen. Den 'Pendel-Kindern' gehe es deutlich besser als jenen, die nach einer Scheidung bei nur einem Elternteil wohnen. „Für Kinder dieses Alters ist grundsätzlich der Alltagskontakt zu beiden Eltern wichtig, unabhängig davon, ob die Eltern zusammen wohnen oder nicht“, fasst die klinische Psychologin Dr. med. Malin Bergström zusammen. Auch der Schweizer Kinderarzt und Autor Prof. Remo H. Largo ("Glückliche Scheidungskinder") findet, dass die klassische Regelung, in der der Vater sein Kind alle vierzehn Tage sieht, Kindern nicht gerecht werde. Zwei gleichwertige Zuhause seien zwar eine Mehrbelastung. Doch entscheidender sei die Sicherheit, die dem Kind dort jeweils geboten werde und auch, "wie wohl sich die Kinder an den beiden Orten fühlen."

Die paritätische Doppelresidenz sei zudem die konsequente Umsetzung der Gleichstellung von Frauen und Männern, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter, aber auch der gemeinsamen elterlichen Verantwortung auf Augenhöhe, so Angela Hoffmeyer. "Eine Eltern-Kind-Entfremdung wird ebenso verhindert, wie die viel beklagte Mehrfachbelastung der Alleinerziehenden - in der Regel Mütter."

Wegen der nötigen Kooperationsbereitschaft beider Eltern kann jedoch kein Elternteil zur Vereinbarung des Wechselmodells gezwungen werden.

http://www.urbia.de/magazin/familienleben/trennung-und-scheidung/trennung-unser-kind-hat-zwei-zuhause 

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