12.01.13

Mutter stellt Strafanzeige gegen Jugendhilfe

Misshandlungsvorwürfe Mutter stellt Strafanzeige gegen Jugendhilfe

Kindesmisshandlung: Mutter geht gegen Halles Jugendhilfe vor
In diesem Plattenblock befindet sich das „Geschwisternest“. Jeannette Jänicke (28) hat auf Anraten eines Anwalts gegen eine Jugendhilfe-Einrichtung Strafanzeige erstattet
Foto: Ralf Lehmann
05.11.2012 — 00:32 Uhr
Von T. SCHOLTYSECK
 
Halle – „Ich habe Angst um meine Kinder“, sagt Jeannette Jänicke (28) leise und blickt auf die Fotos ihrer sechs Knirpse (3-10). Die Hallenserin hat das „Geschwisternest“ angezeigt, eine Jugendhilfe-Einrichtung der Stadt, die von einem Verein betrieben wird.

Seit August 2011 sind Lenny, Jeremy, Justin, Lukas, Dominic, Dennis in einer Wohnung in der Hanoier Straße untergebracht. Sie sollen dort, im „Geschwisternest“ von Vereinsmitarbeitern in familiärer Atmosphäre betreut werden.
„Das war auch die Absicht, als ich das Jugendamt um Hilfe bat. Als mein Mann nach einem schweren Arbeitsunfall lange Zeit im Koma lag, kam ich allein nicht mehr klar“, erzählt die Mutter, die nach wie vor das Sorgerecht für die Kinder hat.

Die Mutter mit ihren Kindern
Die Mutter (5.v.li.) mit ihren Kindern Lenny, Jeremy, Justin, Lukas, Dominic und Dennis
Foto: Ralf Lehmann
Anfangs lief alles gut. Dann häuften sich die Hinweise auf bizarre Strafen sowie auf seelische und körperliche Gewalt, die im „Geschwisternest“ an der Tagesordnung sein sollen.  

Sie kamen aus der Nachbarschaft und aus der Kita, in die die Jüngsten der Familie gehen.
Nachbarin Kathrin Felgenträger: „Die Kinder haben bei mir geklingelt, nach Essen gebettelt. Im Treppenhaus hört man, wie sie angeschrien werden.“

Die Mutter erinnert sich an einen Besuch in der Wohnung: „Plötzlich war der Kühlschrank abgeschlossen... Die Kita beschwerte sich, weil die Kinder zu wenig Essen mitbekommen.“

Außer sich vor Sorge ging die junge Frau zu einem Anwalt. Der Jurist riet ihr, Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten. Die Kripo untersucht die Vorwürfe unter dem Aktenzeichen HAL RK KrimD 1/9393/12.

„Ich kenne diese Vorwürfe nicht“, sagt indes Dagmar Jacob, Vorsitzende des Vereins, der für das Geschwisternest monatlich 26 881 Euro kassiert.

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