Es macht ganz wenig Sinn, wenn
Eltern sich ständig Vorwürfen unterziehen, was alles verkehrt gelaufen
sein mag in der sogenannten Erziehung ihrer Sprößlinge. Dadurch kann und
wird der Erziehungsnotstand nicht einfach von dannen ziehen, sondern
ganz im Gegenteil muß die Gesellschaft eigentlich zunehmend zwischen
Hilflosigkeit, Chancen und Kinderklau
in jedem Einzelfall sehr genau differenzieren, will sie nicht insgesamt
den Heranwachsenden gegenüber gänzlich versagen. Was läuft da
grundsätzlich verkehrt?
Unterordnung bestimmter Vorgaben Ursache des Übels?
Natürlich kann man in weitschweifenden
Analysen, – es gibt etliche sicherlich sehr gut gemeinte
Erziehungsbücher, ein großes Gebiet innerhalb der Literatur, –
Ratschläge hilflosen Eltern vermitteln, dies mag in manchen Fällen dem
ein oder anderen nützlich sein, aber grundsätzlich gilt, den Irrglauben schlüssiger Erziehungsmodelle viel eher einzugestehen.
Kein Buch, kein Staat und somit erst
recht kein Jugendamt wird das Individuum eines Kindes besser verstehen
als dessen Eltern. Dennoch kämpfen diese um jedes Problem im
erzieherischen Alltag, müssen sich nicht nur mit ihren Kindern
auseinandersetzen, sondern vermehrt um eine Existenzsicherung, die
jederzeit gefährdet sein kann in Zeiten zunehmenden Sozialrassismus, der
ohnehin entstanden, weil eine profitorientierte Wirtschaft in
Wirklichkeit die Politik diktiert.
Da mögen interessante, durchaus anschaulich geschilderte Alltagsbeispiele auf die Problematik erziehungsfreier Zonen hinweisen,
die eigentlichen Gründe solcher Zustände bleiben im Verborgenen. Um so
wichtiger diese deutlich zu benennen. Versagt die Gesellschaft etwa,
weil sie sich bestimmten Vorgaben unterordnet, somit die eigentliche
Ursache des Übels verkennt? Wer die Augen nicht davor verschließt,
sollte es ergründen!
Familien stützen und den Kinderklau stoppen
Wenn die große Masse einfach weiterlebt,
als ob man ohnehin nichts ändern könne, sich anständig fügt und
irgendwie funktioniert, um der Wirtschaft zu dienen, sich halbwegs
beruflich arrangiert, das Leben im Alltagstrott seinen Lauf nimmt, dann
mag man sich manchmal zufrieden lächelnd zurücklehnen, mit der Bemerkung
auf den Lippen, man schaffe es schon. Schön, wenn dem so ist.
Aber was geschieht mit den Ausnahmen,
deren Zahl eher zunimmt? Einerseits eine unerträglich, nicht zu
unterschätzende sich bildende Armut, die in Verwahrlosung mangels
Lebensperspektiven mündet, denken wir an Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot
aufgrund stetig steigender Mieten, eine extreme Gewaltzunahme besonders
in Ballungsgebieten, bestimmten Vierteln großer Städte, andererseits
eine Institution wie die Jugendämter, die oftmals restlos überfordert
eben gar nicht handeln können oder Kinderklau mittragen, sogar gezielt
diesen anwenden. Im jüngsten, aktuellen Fall bat Buergerstimme um Unterzeichung der Petition, damit Antonya wieder ein normales Leben in ihrer Familie führen kann.
Eine Behörde wie das Jugendamt hat das
Recht, sich über Eltern zu erheben, wobei schlampig verfaßte Gutachten
im Eilverfahren von äußerst fragwürdigen Familiengerichten für
ausschlaggebend erklärt bereits ausreichen, um den staatlichen
Kinderklau zu legitimieren? Ein solches Verhalten eines Rechtsstaates
spiegelt viel eher die Politik einer Diktatur wider! In anderen Worten,
die BRD verläßt in dem Moment die demokratische Grundordnung, wenn sie
Eltern die eigenen Kinder entwendet, obwohl in solchen Fällen nicht
ansatzweise eine Berechtigung vorliegt.
Man fragt sich völlig entsetzt, warum
bei erheblicher Verwahrlosung seitens des Staates weggeschaut und nicht
gehandelt wird zum Kindeswohle, andererseits Kinder aus eindeutig
intakten Familienverhältnissen per Staatsgewalt in Pflegeheime oder zu
Pflegeeltern geschickt werden. Der Verdacht einer gezielten Beschaffung
staatlicherseits von „unproblematischeren Kindern“ zur Aufrechterhaltung
einer regelrechten Kinderbetreuungsindustrie liegt nicht nur Nahe,
sondern muß hierbei zurecht scharf angemahnt werden!
Anstatt Familien wirklich zu stützen,
entgleist unser Land immer wieder, um den Kinderklau nonchalant
fortzusetzen, während eine desinteressierte Bundes- und Länderpolitik
einfach wegschaut, nicht handelt, die Jugendämter und dessen
Helfershelfer gewähren läßt. Trotz etlicher Demos und Aktionen gegen Kinderklau bis hin zu Klagen vorm Europäischen Gerichtshof verharren diese Zustände!
Das Gesetz des Stärkeren greift – wo verbleibt der Widerstand?
Die Frage läßt sich leider schnell
beantworten: Er ist gebrochen angesichts einer selbstgefälligen Welt des
Glamours, in der das Gesetz des Stärkeren greift, im Sinne von Geld und
damit verbundenem Einfluß. Wer durch die Maschen eines Habitus-Rostes
fällt, muß sehen, wo er hinkommt. Entweder man paßt sich an, die
eigenen Kinder funktionieren wie der Staat es gern hätte, oder aber man
gerät bei geringsten Anlässen ins Visier einer Kinderklauindustrie,
befindet sich auf einer Sozialrutsche, sich selbst überlassen ohne
jedwede Perspektiven.
Denn Widerstand kann sich gar nicht
weiterentfalten, wenn die Betroffenen alleingelassen nahezu keine
Möglichkeiten haben, sich entsprechend zu wehren ohne Lobby, die
tatkräftig hinter ihnen steht. Erziehungsnotstand lediglich ein
kritisches Wort, wo doch unsere Demokratie sich gern schrecklich
geschönt nach außen präsentiert, in Wirklichkeit die Gesellschaft
zunehmend leidet?
“Die beste Erziehungsmethode für ein Kind ist, ihm eine gute Mutter zu verschaffen.” (Christian Morgenstern)
Ihr
Lotar Martin Kamm
Artikelbild:
Michaela Völkl / pixelio.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen