Innerhalb eines Jahres sind aus Grazer Jugend-WGs zwei Missbrauchsfälle bekanntgeworden - mehr dazu in
Missbrauchsverdacht in Grazer Jugend-WG
(4.2.2014). Als Konsequenz daraus hat die Stadt Graz beschlossen, die
betreuten Wohngemeinschaften für Jugendliche aufzugeben - mehr dazu in
Missbrauch: Stadt Graz gibt Jugend-WGs auf (5.2.2014) -, doch für die Kinder- und Jugendanwältin Brigitte Pörsch braucht es mehr als das.
steiermark.at/Schüttbacher
Kinder- und Jugendanwältin Brigitte Pörsch fordert Konsequenzen
Strukturen durchleuchten
Für
sie stellt sich unter anderem die Frage, ob das Modell der
Jugendwohngemeinschaften in dieser Form überhaupt noch zeitgemäß ist.
Eine Expertentagung in Graz beschäftigte sich mit dem Thema. Man habe
sich generell auf die Suche nach möglichen Fehlerquellen in der Kinder-
und Jugendhilfe begeben, sagte Pörsch.
„Heute war das Ziel,
überhaupt einmal das Wort ‚Fehler‘ in den Mund zu nehmen. Das heißt auch
einfach zu sagen, in einem sensiblen Bereich wie der Kinder- und
Jugendhilfe, der Jugendwohlfahrt, arbeiten Menschen und da können Fehler
passieren; und zu schauen, was kann man tun, wenn ein Fehler passiert,
was sind Strukturen, die das begünstigen, und wo gibt es schon
Erfahrungen, wo man es verbessern kann.“
Verantwortung bleibt
Auch
mit der Schließung der Jugend-WGs könne man die Verantwortung nicht
abgeben, sagte Pörsch: „Es können auch Organisationen, die nicht von der
Stadt Graz betrieben werden, Fehler begehen, weil es immer wieder
Lücken gibt.“ Um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden, müsse man von
dem Gefühl wegzukommen, nicht über Fehler sprechen zu dürfen, so Pörsch.
Bei Anlassfall „keine absichtlichen Fehler“
Schließlich
wies die Jugendanwältin darauf hin, dass man bei der Diskussion auch
zwischen Absicht und Systemfehlern unterscheiden müsse: „Eines muss man
schon festhalten: Fehler, die hier passieren, sind keine absichtlichen
Fehler, wo man Schaden zufügen wollte. Und das ist schon ein
Unterschied: Wird man bezichtigt, dass man als Sozialpädagoge
absichtlich weggeschaut hat; oder ist es einfach ein Fehler, der durch
Strukturen, durch Systeme, durch Dienstzeiten oder was auch immer
passiert ist.“
Schröck: Stehle sich nicht aus Verantwortung
Die
zuständige Stadträtin Martina Schröck (SPÖ) rechtfertigt sich, dass man
sich nicht aus der Verantwortung stehle. Man habe selbst die geforderte
„Fehlerkultur“ praktiziert und intern und extern geprüft. Vielmehr sei
Graz die letzte Kommune in Österreich, die derzeit noch selbst derartige
vollstationäre Gemeinschaften betreue. Wesentlicher Grund für das Ende
der städtischen Jugend-Wohngemeinschaften sei die Flexibilität: Zwar
seien die Ressourcen bei allen gleich, Private seien aber flexibler, so
Schröck.
Links:
http://steiermark.orf.at/news/stories/2632135/
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