26.02.14

Erziehungsnotstand: zwischen Hilflosigkeit, Chancen und Kinderklau


Es macht ganz wenig Sinn, wenn Eltern sich ständig Vorwürfen unterziehen, was alles verkehrt gelaufen sein mag in der sogenannten Erziehung ihrer Sprößlinge. Dadurch kann und wird der Erziehungsnotstand nicht einfach von dannen ziehen, sondern ganz im Gegenteil muß die Gesellschaft eigentlich zunehmend zwischen Hilflosigkeit, Chancen und Kinderklau in jedem Einzelfall sehr genau differenzieren, will sie nicht insgesamt den Heranwachsenden gegenüber gänzlich versagen. Was läuft da grundsätzlich verkehrt?


Unterordnung bestimmter Vorgaben Ursache des Übels?

 

Natürlich kann man in weitschweifenden Analysen, – es gibt etliche sicherlich sehr gut gemeinte Erziehungsbücher, ein großes Gebiet innerhalb der Literatur, – Ratschläge hilflosen Eltern vermitteln, dies mag in manchen Fällen dem ein oder anderen nützlich sein, aber grundsätzlich gilt, den Irrglauben schlüssiger Erziehungsmodelle viel eher einzugestehen.
Kein Buch, kein Staat und somit erst recht kein Jugendamt wird das Individuum eines Kindes besser verstehen als dessen Eltern. Dennoch kämpfen diese um jedes Problem im erzieherischen Alltag, müssen sich nicht nur mit ihren Kindern auseinandersetzen, sondern vermehrt um eine Existenzsicherung, die jederzeit gefährdet sein kann in Zeiten zunehmenden Sozialrassismus, der ohnehin entstanden, weil eine profitorientierte Wirtschaft in Wirklichkeit die Politik diktiert.
Da mögen interessante, durchaus anschaulich geschilderte Alltagsbeispiele auf die Problematik erziehungsfreier Zonen hinweisen, die eigentlichen Gründe solcher Zustände bleiben im Verborgenen. Um so wichtiger diese deutlich zu benennen. Versagt die  Gesellschaft etwa, weil sie sich bestimmten Vorgaben unterordnet, somit die eigentliche  Ursache des Übels verkennt? Wer die Augen nicht davor verschließt, sollte es ergründen!


Familien stützen und den Kinderklau stoppen

 

Wenn die große Masse einfach weiterlebt, als ob man ohnehin nichts ändern könne, sich anständig fügt und irgendwie funktioniert, um der Wirtschaft zu dienen, sich halbwegs beruflich arrangiert, das Leben im Alltagstrott seinen Lauf nimmt, dann mag man sich manchmal zufrieden lächelnd zurücklehnen, mit der Bemerkung auf den Lippen, man schaffe  es schon. Schön, wenn dem so ist.
Aber was geschieht mit den Ausnahmen, deren Zahl eher zunimmt? Einerseits eine unerträglich, nicht zu unterschätzende sich bildende Armut, die in Verwahrlosung mangels Lebensperspektiven mündet, denken wir an Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot aufgrund stetig steigender Mieten, eine extreme Gewaltzunahme besonders in Ballungsgebieten, bestimmten Vierteln großer Städte, andererseits eine Institution wie die Jugendämter, die oftmals restlos überfordert eben gar nicht handeln können oder Kinderklau mittragen, sogar gezielt diesen anwenden. Im jüngsten, aktuellen Fall bat Buergerstimme um Unterzeichung der Petition, damit Antonya wieder ein normales Leben in ihrer Familie führen kann.

Eine Behörde wie das Jugendamt hat das Recht, sich über Eltern zu erheben, wobei schlampig verfaßte Gutachten im Eilverfahren von äußerst fragwürdigen Familiengerichten für ausschlaggebend erklärt bereits ausreichen, um den staatlichen Kinderklau zu legitimieren? Ein solches Verhalten eines Rechtsstaates spiegelt viel eher die Politik einer Diktatur wider! In anderen Worten, die  BRD verläßt in dem Moment die demokratische Grundordnung, wenn sie Eltern die eigenen Kinder entwendet, obwohl in solchen Fällen nicht ansatzweise eine Berechtigung vorliegt.
Man fragt sich völlig entsetzt, warum bei erheblicher Verwahrlosung seitens des Staates weggeschaut und nicht gehandelt wird zum Kindeswohle, andererseits Kinder aus eindeutig intakten Familienverhältnissen per Staatsgewalt in Pflegeheime oder zu Pflegeeltern geschickt werden. Der Verdacht einer gezielten Beschaffung staatlicherseits von „unproblematischeren Kindern“ zur Aufrechterhaltung einer regelrechten Kinderbetreuungsindustrie liegt nicht nur Nahe, sondern muß hierbei zurecht scharf angemahnt werden!
Anstatt Familien wirklich zu stützen, entgleist unser Land immer wieder, um den Kinderklau nonchalant fortzusetzen, während eine desinteressierte Bundes- und Länderpolitik einfach wegschaut, nicht handelt, die Jugendämter und dessen Helfershelfer gewähren läßt. Trotz etlicher Demos und Aktionen gegen Kinderklau bis hin zu Klagen vorm Europäischen Gerichtshof verharren diese Zustände!


Das Gesetz des Stärkeren greift – wo verbleibt der Widerstand?

 

Die Frage läßt sich leider schnell beantworten: Er ist gebrochen angesichts einer selbstgefälligen Welt des Glamours, in der das Gesetz des Stärkeren greift, im Sinne von Geld und damit verbundenem Einfluß. Wer durch die Maschen eines Habitus-Rostes fällt, muß  sehen, wo er hinkommt. Entweder man paßt sich an, die eigenen Kinder funktionieren wie der Staat es gern hätte, oder aber man gerät bei geringsten Anlässen ins Visier einer Kinderklauindustrie, befindet sich auf einer Sozialrutsche, sich selbst überlassen ohne jedwede Perspektiven.
Denn Widerstand kann sich gar nicht weiterentfalten, wenn die Betroffenen alleingelassen nahezu keine Möglichkeiten haben, sich entsprechend zu wehren ohne Lobby, die tatkräftig hinter ihnen steht. Erziehungsnotstand lediglich ein kritisches Wort, wo doch unsere Demokratie sich gern schrecklich geschönt nach außen präsentiert, in Wirklichkeit die Gesellschaft zunehmend leidet?
“Die beste Erziehungsmethode für ein Kind ist, ihm eine gute Mutter zu verschaffen.” (Christian Morgenstern)
Ihr
Lotar Martin Kamm
Artikelbild:
Michaela Völkl  / pixelio.de


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