13 falsche Gutachten soll der einst vielbeschäftigte psychologische Gutachter Egon Bachler erstellt haben. Es ging um Sachwalterschaftsfragen, Obsorgestreitigkeiten und die Frage, wie oft Väter ihre Kinder sehen dürfen.
Einige der Vorwürfe im - dem Magazin „News“ von Betroffenen zugespielten - Strafantrag, der auch Ö1 vorliegt, seien „einseitige, fachlich nicht begründbare Darstellung von Befunden“, „Nennung von psychologischen Tests für Kinder, wo gar keine Kinder zu begutachten waren“, „Auflistung von diagnostischen Verfahren, bloß um den falschen Anschein einer vielfältigen Datenerhebung zu vermitteln“, und eine „nicht nachvollziehbare psychologische Diagnose für ein Kind“.
Hat Gutachter mit Textbausteinen gearbeitet?
Philip Christl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Linz, bestätigte, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen Salzburger Sachverständigen einen Strafantrag eingebracht hatte: „Es geht um den Verdacht der falschen Beweisaussage, konkret falscher Gutachtenserstattung.“ Basis für den Strafantrag sei ein Obergutachten gewesen: „Es wurde im Zuge des Ermittlungsverfahrens ein Sachverständigengutachten aus Deutschland eingeholt, um dem Anschein von Befangenheit vorzubeugen.“Laut der Mediatorin Margreth Tews, die mehrere Betroffene betreut hatte, arbeitete der Gutachter mit Textbausteinen. Tews berichtete von drei konkreten Beispielen: „Wenn man diese drei Gutachten übereinanderlegt, sind die Gutachten deckungsgleich, inklusive Rechtschreibfehlern und Beistrichen. Nur die Namen wurden geändert.“
Anwalt: „Vorwürfe enttäuschter Väter“
Der Anwalt des beschuldigten Gutachters weist die Vorwürfe zurück und will sie vor Gericht widerlegen. Die Vorwürfe seien großteils von enttäuschten Vätern gekommen. Der Gutachter habe aber kein Motiv gehabt, falsche Gutachten zu erstellen, und er habe im Ermittlungsverfahren auch Unterstützung von drei Familienrichtern bekommen.http://jugendamtwatch.blogspot.de/2012/04/dr-egon-bachler-marchen-gutachter-wirft.html
Links:
- Umstrittener Psychologe: Land hält Vertrag aufrecht (salzburg.ORF.at; 28.6.2012)
- Umstrittener Psychologe könnte vor Gericht landen (salzburg.ORF.at; 26.6.2012)
Justiz, Familie
AntwortenLöschenPsychiatrische Gutachten in der Kritik
Die Gutachten von Psychologen und Psychiatern in Österreich geraten erneut in die Kritik. Anlass ist der Strafantrag der Staatsanwaltschaft Linz gegen einen Salzburger Gutachter. Der Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk sagt nun über andere Gutachten im psychologisch-psychiatrischen Bereich, dass diese teils wertlos seien.
Morgenjournal, 21.6.2013
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Bernt Koschuh
Gutachten sind "oft wertlos"
Gerichtsgutachter sind oft die eigentlichen Richter, sagt der Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk. Sie entscheiden also indirekt über Schicksale von Kindern und Erwachsenen - manchmal darüber, ob und wie lange jemand im Gefängnis sitzt. Doch die Qualität der Gerichtsgutachten im psychologischen und psychiatrischen Bereich sei sehr unterschiedlich.
"Da gibt es Fälle von Begutachtungen, denen man auch als Laie ansehen kann, dass sie keinen wissenschaftlich hohen Wert haben bzw. überhaupt wertlos sind. Da kommt nun auch häufig dazu, dass sich Richterinnen und Richter darauf verlassen und nicht näher nachfragen."
Ein Beispiel für besonders gravierende Folgen: Ein wegen gefährlicher Drohung zu 6 Monaten Haft Verurteilter wurde wegen angeblicher paranoider Schizophrenie als gefährlich eingestuft und blieb 10 Jahre im Gefängnis.
"Massiver Druck"
Der Psychiater Reinhard Haller schließt sich zum Teil der Kritik bezüglich mangelhafter Gutachten an. "Alle internationalen Untersuchungen besagen, dass 50 Prozent aller Untergebrachten wahrscheinlich nicht gefährlich sind."
Laut einem Gerichtsgutachten-Geschädigtenverband sitzen in Österreich 450 Personen im sogenannten Maßnahmenvollzug. Die Gutachter stünden unter massivem Druck, auf Nummer sicher zu gehen, sagt Reinhard Haller. Haller selbst ist ein renommierter aber auch umstrittener Gutachter. 12 Klagen und Gerichtsverfahren seien gegen ihn vorgebracht worden, bis auf 2 habe er schon alle gewonnen.
Forderung nach besserer Bezahlung
Grundsätzlich verteidigt der Psychiater Reinhard Haller sich und seine Kollegen. Man habe keine exakte Naturwissenschaft. "Die Psyche kann man nicht so vermessen wie eine Wegstrecke. Das ist ein grundsätzliches Problem."
Zugleich fordert Haller eine bessere Bezahlung für medizinische Gutachter, die oft pauschaliert nur mit 100 bis maximal 400 Euro entlohnt werden. Für eine verbesserte Ausbildung - speziell für forensische Gerichtsgutachter - habe etwa die Ärztekammer bereits gesorgt.