19.04.15

Viele Menschen, (k)ein Zuhause – was Heimkinder erleben

In Berlin gibt es rund 40 Heime, in denen jeweils etwa 100 Kinder und Jugendliche leben. Marie* ist eine davon. Sie ist 14 Jahre alt und lebt seit sechs Jahren im Heim. Für Marie ist das Heim nur eine Unterkunft.

Foto: picture-alliance / ANP

Ein Zuhause? Kinderheime bieten eine Unterkunft, kein echtes Zuhause
 
Ein Zuhause? Kinderheime bieten eine Unterkunft, kein echtes Zuhause 
 
Es macht sie nicht glücklich, da sie weiß, dass sie nur im Heim lebt, weil ihre Familie nicht mehr existiert. Marie geht auf eine Realschule, in der Nähe ihres Heims. Das Lernen strengt sie an, so wie viele andere Jugendliche auch. Es ist schwer für Marie, Freunde zu finden. Sie sagt, dass sie nicht weiß, woran es liegt. Wenn sie mit der Schule fertig ist, möchte sie Kinderbücher schreiben.
Wenn sie 18 Jahre alt ist, so sagt sie, möchte sie aus dem Heim ausziehen und sich ein neues Leben aufbauen mit zwei Kindern, mit denen sie so viel Zeit verbringen möchte wie möglich, und mit einem Lebenspartner, der verantwortungsbewusst und kinderlieb ist so wie sie. Zudem möchte sie mit ihrer Familie dann in ein Haus ziehen und ihren Beruf von zuhause aus ausüben.

"Im Heim gibt es viele Erzieher", erklärt Marie. Nicht jeder Heimbewohner braucht einen Erzieher. Die Kinder unter zwölf Jahren haben noch Erzieher. Aber ab dem 13. Lebensjahr kommt man im Heim sehr gut klar. Marie braucht zwar keine Erzieher, mag aber die meisten. Nur manche Erzieher mag sie nicht. Es gibt auch, so wie an Schulen einen Vertrauenslehrer, einen Vertrauenserzieher, mit dem Marie schon sehr oft über ihr Leben geredet hat. Mit den Heimbewohnern ist es wie mit den Klassenkameraden, sie hat aber zwei sehr gute Freunde im Heim.

Die Heimbewohner müssen ihre Räume selbst putzen und saugen und für den Gemeinschaftsraum, die Bäder und die Küche gibt es einen Wochenputzplan, sodass jeder zwei Mal in der Woche die Räume auf dem Plan putzt.

In ihrer Freizeit schreibt Marie Kurzgeschichten und malt dazu verschiedene Bilder. Denn sie mag es, das was sich in ihrer Fantasie abspielt, auf Papier oder Leinwände zu bringen.
Marie sagt, dass ihr Großvater ihr und ihrer Großmutter erzählt hat, dass Maries Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Marie hat Monate gebraucht, um das zu verarbeiten. Dann zog sie zu ihren Großeltern. Doch ein Jahr später verstarb ihr Großvater und für sie brach eine Welt zusammen. Ihre Großmutter erlitt einen Nervenzusammenbruch. Marie lebte noch vier Wochen bei ihrer Großmutter, doch die schaffte es irgendwann nicht mehr, Marie zu versorgen und schickte sie deshalb ins Heim. Marie sagt, dass ihre Großmutter die einzige ist, die sie noch hat.
Jana*, 13 Jahre, hat auch keine Eltern mehr und hat dies nicht so gut wie Marie verarbeitet. Sie lebt seit vier Jahren im Heim. Die Schule macht ihr kaum Spaß und den Unterrichtsstoff bekommt sie kaum mit, da sie ständig daran denkt, wie es wäre, noch Eltern zu haben. Marie hat große Pläne. Doch an so etwas kann Jana nicht denken, weil sie immer an den Tod ihrer Eltern denkt.
Marie will ihre Pläne umsetzen und hat gute Aussichten, da sie gut in der Schule ist und ihre Lehrer sagen, dass sie ein Abi schaffen wird, wenn sie so weiter macht wie zurzeit. Wenn sie ihre letzten Änderungen abgeschlossen hat, dann will sie ihr erstes Kinderbuch veröffentlichen.
*= Namen von der Redaktion geändert.

Lena Weinschenk, Lea Raabe und Charlotta Weidemann, Klasse 8.4, Lilienthal-Gymnasium, Lichterfelde
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