OSTERMIETHING / SALZBURG. Seit vier Jahren darf ein Ehepaar aus dem Bezirk Braunau seine Kinder, die Tochter ist heute 13, der Sohn neun Jahre alt, nur an Wochenenden und in den Schulferien sehen.
Das Familiendrama begann 2008, als die Familie
wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters ihre Miete nicht mehr zahlen
konnte und aus ihrer Wohnung ausziehen musste. Die Familie lebte u.a. in
einem Pfarrheim und dann in einer Ferienpension. „Wir waren also nie
obdachlos, so wie das Jugendamt behauptet“, sagt die 52-jährige Mutter.
Doch auch die Miete für die letzte Pension in Höhe von 730 Euro konnte
nicht beglichen werden. Insgesamt ging es um 2978 Euro Mietschulden.
Der Vermieter zeigte die Familie wegen
Einmietbetrugs an, und das Ehepaar wurde im Jänner 2009 durch Verfügung
des Landesgerichts Salzburg für 48 Stunden in U-Haft genommen. Das
Jugendamt Salzburg-Umgebung wies die Kinder daraufhin wegen „Gefahr im
Verzug“ in ein Heim ein, obwohl die Familie der Mutter die Kinder
aufgenommen hätte. Daraufhin schlug das Schicksal hart zu: Der Sohn
erkrankte während des Heimaufenthaltes an Leukämie. Und die Tochter
wurde, was die Eltern erst ein halbes Jahr später vom Jugendamt
erfuhren, in der WG von einem Mitbewohner sexuell missbraucht. Die
13-Jährige macht seither eine Therapie, der mutmaßliche jugendliche
Sex-Täter wurde des Heimes verwiesen. Angezeigt wurde der sexuelle
Übergriff aber nicht. Das Jugendamt stellte den Eltern zwar in Aussicht,
die Kinder zurückzubekommen, wenn es gelänge, das Budget zu sanieren,
doch nach wie vor hat das Amt die Obsorge. Hoffnung schöpfen die
Innviertler nun aufgrund eines neuen familienpsychologischen Gutachtens.
Der Experte Alexander Gappmaier empfiehlt dem Gericht die Rückführung
der Kinder zu den Eltern, weil die finanziellen Verhältnisse derzeit
stabil erscheinen.
Doch nun gibt es neue Geldsorgen: Das Jugendamt
stellte kürzlich den Selbstbehalt für die Heimunterbringung in Rechnung
und ließ 12.000 Euro exekutieren. Nun werden der Mutter, die als
Schichtarbeiterin tätig ist, pro Monat 376 Euro von ihrem Lohn (rund
1300 Euro netto) gepfändet. Am Montag findet der Obsorge-Prozess in
Salzburg statt.
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