19.04.13

Auflösung des Bremer Jugendamtes - Der Retter muss gehen


Die Bremer Grünen haben beschlossen, das gerade reformierte Jugendamt aufzulösen. Die Arbeit könne künftig besser und effektiver aus der Sozialbehörde geleistet werden, so die Begründung. Davon sind 35 Stellen betroffen, auch die des Amtsleiters. Peter Marquard war offenbar für die senatorische Dienststelle zu unbequem. Nach gerade fünf Jahren im Amt muss er gehen. Kritik ist vorprogrammiert.



Peter Marquard [Quelle: Radio Bremen] zoom Peter Marquard wäre gern weiter Amtsleiter geblieben.


Nach dem Fall Kevin brauchte Bremen einen neuen Leiter für Amt für Soziale Dienst (AfSD) und holte im Jahr 2007 Peter Marquard als Retter. Er baute das Jugendamt um und machte es fachlich effizienter. Bremer Sozialpolitiker lobten seine Arbeit. Jetzt muss er gehen. Der Staatsrat der Sozialsenatorin, Horst Frehe (Grüne), teilte ihm mit, dass das Amt neu organisiert werden soll. Dabei würden Aufgaben umverteilt, so dass auf Marquards Mitarbeit verzichtet werden könne. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und der langjährige Sozialarbeiter wird wohl eine Stelle in Hamburg annehmen.

Die Mitarbeiter fühlen sich vor den Kopf gestoßen und haben sich auf einer Personalversammlung gegen die Auflösung des Amtes ausgesprochen. "Abteilung IV" wird das AfSD demnächst heißen und in die Sozialbehörde integriert.


Reibereien hinten den Kulissen

 

Die Fachabteilungen der Behörde müssen effizienter arbeiten, so die Grünen. Staatsrat Frehe räumt aber auch ein, dass es immer wieder zu "Reibungen" zwischen der senatorischen Behörde und dem Amtsleiter kam. Scheinbar war Peter Marquard für die von den Grünen geführte Sozialbehörde zu unbequem. So sieht es auch Wolfgang Klamand. Als Mitglied des Personalrats kann er dem Amtsleiter bescheinigen, sich gegen Kürzungen bei Budget und Personal gestellt zu haben. Der Amtleiter hat die Behörde gestört, so lautet sein Fazit. Die Frage, wie die Qualität der Jugendarbeit verbessert werden kann, führte wohl häufig zu Streit zwischen den Instanzen. Insgesamt will das Bremer Sozialressort 35 Stellen durch die Auflösung des Amtes für Soziale Dienste streichen. Die Behörde möchte einen direkten Einfluss auf die sechs Sozialzentren haben. Dadurch könnten Fälle, wie der des zweijährigen Kevin aus Bremen-Gröpelingen, vermieden werden.


Klaus Möhle [Quelle: Radio Bremen] zoom Klaus Möhle (SPD) hält die Auflösung des Jugendamtes für falsch.


Kein Vorteil für den Kinderschutz

Darüber kann sich der Koalitionspartner nur wundern. Der sozialpolitische Sprecher der Bremer SPD, Klaus Möhle, saß damals noch für die Grünen im Untersuchungsausschuss Kindeswohl. Seine jetzige Partei, die SPD, hat die Umstrukturierung des Bremer Jugendamtes begonnen. Er sieht in erneuten Veränderungen keinen Vorteil für die Menschen, die auf die Hilfe des Jugendamtes angewiesen sind. Er bezweifelt, dass der Kinderschutz durch solche Strukturmaßnahmen verbessert werden kann.
14. März 2012

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