Mit gerade mal acht Jahren fasste Oliver Steffen den Entschluss, der Gewalt seines Vaters zu entfliehen. Mit gerade mal acht Jahren war er schon längst kein Kind mehr. Jetzt stellt Steffen seine bewegende Biographie vor.
Das Leben als Heimkind schildert Oliver Steffen in seiner Autobiografie. In einer Lesung im Alten Casino in Euskirchen stellt er morgen sein Buch vor. (Foto: Kolhagen)
Mit gerade mal acht Jahren war Oliver Steffen schon längst kein Kind mehr. „Ich war eben nur ein Kind, das kein Kind sein durfte, und in einer Familie, die keine war“, sagt er selbst über sich in seinem
Buch „Mein Käfig – Ein Heimkind rechnet ab“.
Am 20. August 1967 kam Oliver Steffen als zweiter von drei Söhnen in Wuppertal zur Welt. Sein Vater war arbeitslos und alkoholabhängig. „Er hat die ganze Familie mit Prügeln, Alkohol, Wut und Verzweiflung über sein eigenes beschissenes, misslungenes Leben immer und immer wieder geschlagen und kaputt geschlagen“, beschreibt Steffen in seiner Autobiografie.
Ein Jahr lang mit dem Laptop unterwegs
Nach seiner Flucht folgten Heimunterbringungen. „Ich bin aber immer wieder abgehauen, denn ich wollte doch immer wieder zurück zu meiner Anna.“ Anna ist Oliver Steffens Mutter, die er „liebt und vergöttert“. Da sein Vater ihm verbieten wollte, seine Mutter mit dem Vornamen anzusprechen, nannte Steffen sie aus Trotz von da an nur noch so. „Die Liebe unserer Mutter Anna war das Kostbarste, was wir Jungs hatten, und sie war unsere und die beste Mutter auf dieser beschissenen Welt“, schreibt Steffen in seinem „Käfig“.
Schließlich wurde Steffen mit fast 13 Jahren im Erlenhof in Euskirchen untergebracht, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr blieb. „Mit elf Jahren habe ich den Beschluss gefasst, mir irgendwann diese ganze Moppelkotze von der Seele zu schreiben“, berichtet der heute 44-Jährige. Zwar habe die Zeit im Erlenhof ihm geholfen, aber es sei mit Sicherheit keine Kindheit gewesen, die man sich wünsche. Aus eigenem Antrieb fand der gebürtige Wuppertaler eine Ausbildungsstelle als Maler und Lackierer in einem Betrieb in Lommersum.
Nach seiner Lehre wechselte Steffen in den Vertrieb, heute arbeitet er als Key-Account-Manager in einer Baustoff-Firma. „Ich habe es geschafft, ich habe Karriere gemacht, auch dank meines Dickkopfs. Die Erlebnisse aus meiner Kindheit konnte ich zwar lange verdrängen, aber nie vergessen. Immer wieder brachen plötzlich alte Wunden auf“, erläutert Steffen. Mitte der 90er Jahre forderte der ehemalige Bewohner des Erlenhofs seine Heimakte an. „Das war eine schmerzhafte Reise in meine Vergangenheit. Da habe ich dann auch angefangen zu schreiben.“ Aber erst ein Jobwechsel gab dem 44-Jährigen Jahre später die nötige Zeit, seinen „Käfig“ zu schreiben.
Ein Jahr lang war Steffen auf seinem Motorrad unterwegs, von Campingplatz zu Campingplatz, ohne feste Reiseroute. Von Süddeutschland aus führte ihn sein Weg in die Schweiz und nach Italien. Wichtigstes Reise-Utensil: sein Laptop, auf dem er seine Autobiografie schrieb. „Ich brauchte einfach Ruhe, um in mich selbst abtauchen zu können. Das hat meiner Seele gut getan“, so Steffen. Mit dem Schreiben habe er auch damit beginnen können zu vergessen. So wie ihm die Dinge auf der Seele brannten, so wie seine Gedanken waren, so hielt es der erfolgreiche Karrieremensch, das ehemalige Heimkind, fest. Deutlich ist Steffens Wut auf den gewalttätigen und alkoholabhängigen Vater, die Verzweiflung des Kindes, das seiner Mutter nicht helfen konnte, wenn diese wieder vom Vater verprügelt wurde, und seine große Willensstärke in seinen Worten zu spüren. „Ich möchte mit meinem Buch zum Nachdenken anregen. Wir neigen dazu, andere zu schnell vorzuverurteilen, ihnen keine zweite Chance zu geben“, kritisiert Steffen.
Als Bewohner des Erlenhofs sei er ebenfalls in eine Schublade gesteckt worden. „Ich hatte eine sehr schlechte Prognose. Da brauchte es Schneid und viel eigene Motivation, wenn man aus diesem Kreislauf raus wollte.“ Für viele der Jungs im Erlenhof sei die Zeit dort nur eine Verwahrung gewesen, bis sie ins Gefängnis kamen. „Da hat sich niemand richtig um die Bedürfnisse und Belange von uns Kindern gekümmert“, sagt Steffen. Ausnahme sei sein Gruppenleiter Hans gewesen, der sich auch nicht vor Auseinandersetzungen mit der Heimleitung gefürchtet habe. „Der hat sich für die Interessen von uns Kindern eingesetzt.“
Fünf Jahre ließ Oliver Steffen sein fertiges Skript liegen. Dann trieben ihn mehrere Schicksalsschläge 2011 dazu, die Veröffentlichung von „Mein Käfig“ anzugehen. „Ich hatte mir die Bänder gerissen, kurz darauf brannte meine Wohnung aus und dann starb auch noch meine Anna. Ich war wirklich völlig fertig“, schildert der 44-Jährige, der heute in einem Stadtteil von Euskirchen lebt. Sein Buch herauszubringen sei in diesem Moment ein Lichtblick für ihn gewesen. Vier Wochen tankte Steffen dazu in Brasilien Kraft.
Am 27. Dezember 2011 war „Mein Käfig“ dann fertig. „Ich habe alles selbst gemacht, auch das Cover.“
Jetzt stellt er sein Werk im Alten Casino in Euskirchen vor. „Ich möchte einen Anstoß zum Nachdenken geben. Bei häuslicher Gewalt darf man nicht wegsehen. Und Menschen, die mal auf die Fresse gefallen sind, kann man trotzdem die Hand reichen.“
Die Autobiografie „Mein Käfig – Ein Heimkind rechnet ab“ von Oliver Steffen ist im Buchhandel erhältlich (ISBN-Nr.: 978-3-8448-7160-9).
Die Lesung des Autors findet am morgigen Freitag im Alten Casino in Euskirchen, Kaplan-Kellermann-Straße, statt. Beginn ist um 19 Uhr. Bei Interesse findet am Samstag von 12 bis 13 Uhr in der Euskirchener Buchhandlung Thalia eine Autogrammstunde statt.
Von Julia Kohlhagen, 29.03.12 Kölnische Rundschau
Hi,
AntwortenLöschenich habe auch meinen Sohn mti 8 Jahren in ein Schulheim unterbringen müssen. Gegen meinen Willen und meines Sohnes. Dank Machenschaften des JAs.
Anna ist Oliver Steffens Mutter, die er „liebt und vergöttert“. Da sein Vater ihm verbieten wollte, seine Mutter mit dem Vornamen anzusprechen, nannte Steffen sie aus Trotz von da an nur noch so. „Die Liebe unserer Mutter Anna war das Kostbarste, was wir Jungs hatten, und sie war unsere und die beste Mutter auf dieser beschissenen Welt“, schreibt Steffen in seinem „Käfig“.
so was wird als zu enge Bindung bewertet vom JA.
Ich wäre eine angebliche Übermutter, lt. Verfahrenspflegerin, das nicht mal in einer Stunde hä!!
Meine Geschichte werde ich auch noch versuchen zu schreiben. Die liebe Schublade.. da steckt mein Kind auch drinne. Ich werde belächelt und als Lügnerin hingestellt, weil so ist mein Kind im Umfeld, Freunde, Hausgemeinschaft usw. nicht.
Mutig, auch ich werde mein Sohn animieren, seine Geschichte später zu veröffentlichen.
Mein Sohn kommt schon aus einen guten Umfeld.
Leglich, weil er im Kindergarten und Schule probleme machte. Mehr nicht. Aber um Hilfen zu bekommen zahlreiche Hochzeiten getanzt, hier und da vorgestellt, das alles hätte ich mal nicht machen sollen, lediglich einen neuen Kindergarten oder schule suchen sollen.
Heute will ja kaum noch jemand arbeiten und Kinder gerade Jungen habe es besonders schwer in dieser Gesellschaft, die in Gesellschaftlich einfügen möchte. Was für ein Gesellschaft.. da habe ich lieber weniger Menschen und dafür gute Menschen um mich herum..
Finde ich gut, das sie das schreiben. Denn all diese Menschen prägen und sie machen später doch immer wieder zu schaffen und wo sind sie heute, die doch nur im Sinne gearbeitet haben, zum Kindeswohl. Heute nennt man es ja nicht mehr Heime und sollen Familienfreundlicher sein, ich denke aber nicht.. es ist nur weil es gut klinkt.
lg
ES WERDEN HEUTE NOCH KINDERSEELEN IN DEN DEUTSCHEN HEIMEN VERSCHROTTET!!
AntwortenLöschenOliver Steffen
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