11.12.12

Türkische Mutter holt Jugendamt: Zwillinge seit 2 Jahren weg - Bekir Bozdağ spricht von Assimilierung und Missionierung zu Christen, Verbände von einer Industrie

Türkische Mutter holt Jugendamt: Zwillinge seit 2 Jahren weg

Die türkische Regierung ist sich mittlerweile über die Problematik der Inobhutnahme von türkischen Kindern und Jugendlichen durch deutsche Jugendämter bewusst. Bekir Bozdağ spricht von Assimilierung und Missionierung zu Christen, Verbände von einer Industrie
Die türkische Regierung ist sich mittlerweile über die Problematik der Inobhutnahme von türkischen Kindern und Jugendlichen durch deutsche Jugendämter bewusst. Bekir Bozdağ spricht von Assimilierung und Missionierung zu Christen, Verbände von einer Industrie
 
 
 
Der Fall einer Mutter beschäftigte lange Zeit die türkischsprachigen Medien in Deutschland. Inzwischen gehen türkische Elternvereine und Verbände über, die türkische Regierung auf den Plan zu rufen und die wittert darin eine Assimilierung von Kindern und Jugendlichen mit türkischen Migrationshintergrund. Der Vorwurf klingt erst einmal absurd, die Geschichten um betroffene türkische Eltern sind aber inzwischen Alltag. Man schätzt, das 23 Prozent der im Jahre 2012 von Jugendämtern in Obhut genommenen Kindern und Jugendlichen türkischen Ursprungs sind, Tendenz steigend.
 
 
 
Bekir Bozdağ: "Assimillation und Missionierung"
 
Der stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdağ erklärte Mitte Mai, es befänden sich etwa 4.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland unter der Obhut von Pflegefamilien, karitativen Einrichtungen oder Kirchen. Bekir Bozdağ bezeichnete die Zahlen als alarmierend und die Erfahrungen der türkischen Eltern als ein einziges Drama. Gleichzeitig erhob er schwere Vorwürfe gegen die Jugendämter und sprach von einer gesteuerten Assimilierung. 
 
 
 
Psychologin Carola Storm-Knirsch: "Wir nennen es Industrie"
 
Betroffene deutsche Eltern sowie Türkische Elternverbände bezeichnen die Arbeit der Jugendämter unverhohlen als eine Industrie. Um lebensfähig zu bleiben und die ihnen vom Haushalt zugesprochenen finanziellen Mitteln auch im nächsten Jahr zu erhalten, hätten diese regelrecht eine Industrie aufgebaut und müssten es am Leben erhalten, in dem sie das "Pensum" erfüllen. Daran verdienen nicht nur Einrichtungen, sondern Pflegeeltern oder freie Jugendamtsmitarbeiter. Allein in den letzten fünf Jahren ist die Inobhutnahme von Kindern um 36 Prozent gestiegen und die Kosten für ein einziges Kind, das in Obhut genommen wurde, kann bis zu 7.000,- im Monat betragen. Längst fordern Betroffene und Verbände eine Neuregulierung der Jugendamtsarbeit, um die menschenünwürdigen "Kindesentführungen" durch Ämter einzuschränken.
 
 
 
Ursula von der Leyen: "Solche Entscheidungen sind für die Jugendämter immer eine Gratwanderung"
 
Obwohl die ehemalige Bundesfamilienministerin von der Leyen bereits 2009 harte Kritik an der Praxis der Jugendämter übte, hat sich seitdem nichts verändert. Zwar sei die Inobhutnahme eine kurzfristige Massnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die daheim akut gefährdet seien, aber die Praxis zeige auch, dass es viele Fälle gebe, die jahrelang andauern würden.
 
 
 
Mangelnde Empathie und schon ist das Kind weg
 
Für die Inobhutnahme reicht allein schon eine mangelnde Empathie, die ein vom Jugendamt bestellter Mitarbeiter an der Mutter oder dem Vater diagnostiziert und schon wird das Kind ohne Ankündigung und Möglichkeit des Abschieds aus dem Familienkreis entrissen. So ereignete sich das jedenfalls bei Sevgül Erdal, der damals alleinerziehenden Mutter von Zwillingen. Da es in der Schule zunehmend Probleme gab; die Mutter bezeichnete es als Diskriminierung der Kinder durch die Lehrkräfte, holte sie sich Hilfe vom Jugendamt. Eine folgenschwere Entscheidung, mit der sie seit zwei Jahr nicht zurecht kommt. Erst hatte man einen Mitarbeiter des Jugendamtes in der Wohnung, der die Kinder gleich zu einer Therapie schickte, danach kam die Polizei, die aufgrund eines Gerichtsbeschluss die Kinder mitnahm.
 
 
 
Seit 2 Jahren kann sie die Zwillinge nicht sehen
 
Heute, nach 2 Jahren, ist die Mutter verzweifelter denn je, denn eines der Zwillinge will nicht bei der Pflegefamilie bleiben und unbedingt zurück, während das andere Kind bereits zum dritten male aus einer anderen Pflegefamilie ausgebrochen und seitdem verschwunden ist. Allein schon das Auseinanderreißen der Zwillinge an sich, stellt die Mutter auf eine große Probe, um nicht vollendst die Fassung zu verlieren. Die Prozedur zur Inobhutnahme durch Jugendämter sei schlicht und einfach nur noch als Automatismus zu bezeichnen, verurteilt dabei eine türkische Familie, die seit mehreren Jahren keinen Kontakt zu dem eigenen Kind hat. Alle bisherigen Bemühungen, das Kind per Gerichtsurteil zurück zu bekommen scheiterten demnach und das ist bisweilen nicht der einzige Fall, der Fragen aufwirft.
 

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