Bremen, Deutschland
Mein Name ist Christina Witt. Ich bin 17 Jahre und war mit 13 (2010) Heimkind in einem der Haasenburg-Heime
(privater Betreiber von geschlossenen Heimen in Brandenburg). Wir
Kinder wurden dort sehr schlecht behandelt. 2005 und 2008 starben zwei
Mädchen in den Heimen. Wir wurden monatelang in den Zimmern
eingesperrt ohne Kontakt zu anderen Jugendlichen. Viele wurden von
Erziehern bloßgestellt. Uns wurden die Arme und Beine festgebunden, es
gab Prellungen, Armbrüche und vor allem psychische Verletzungen.
2013 kamen sehr viele Misshandlungen ans Tageslicht. Opfer
- so wie ich auch - erstatteten Anzeige. Durch diesen öffentlichen
Druck und dem Ergebnis einer Untersuchungskommission hat das
Jugendministerium Brandenburg den Heimbetreibern Herr Bavar und Herr
Dietz die Lizenz entzogen. Ein großer Erfolg für die vielen Opfer.
Doch vor kurzem habe ich Unglaubliches in der
Zeitung "taz" gelesen:
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg schlägt im Rechtsstreit mit dem Betreiber vor, dass die Haasenburg wieder öffnet!
Das ist ein Schlag ins Gesicht für uns Kinder und Jugendliche. Und es ist eine Gefahr für alle zukünftigen Heimkinder. Ich
habe diese Petition gestartet, weil ich der Politik (Brandenburgs
Ministerpräsident Dietmar Woidke), dem Gericht und allen
Verantwortlichen sagen möchte: Ihr dürft diesem Betreiber keine neue
Lizenz geben. Es wurde genug Schaden angerichtet. Jetzt müssen die Wunden heilen.
Auch die Uniklinik München (Psychologe Herr Kellner), der aktuell die Spätfolgen der Haasenburgkinder untersucht,
warnt vor einer Wiedereröffnung der Einrichtung (
siehe taz-Interview). Er sagt:
„Wenn
der oder die Täter nicht vom Staat zur Rechenschaft gezogen werden,
sondern ihnen zugesprochen wird, weiter zu machen, ist das gelinde
gesagt ein Schock für die Betroffenen. Da bricht wieder alles zusammen.
Die sehen nur: die kriegen Recht und können weitermachen, wir dagegen
hängen fest, weil wir ohne therapeutische Hilfe wahrscheinlich gar nicht
auf einen gesünderen Weg kommen."
Auch ich wurde misshandelt. Als
ich einmal das eigene Zimmer verlassen habe ohne an den Türrahmen zu
klopfen und auf Erlaubnis meines Erziehers zu warten (das war die
Regel), wurde ich auf den Boden geworfen, ca. sechs Erzieher haben mir
die Arme verdreht und mich auf dem Boden festgesetzt. Diese Hilflosigkeit, die ich spürte, kann man nicht beschreiben.
Kinder und Jugendliche werden aus
verschiedenen Gründen aus den Familien rausgenommen und jedes Kind hat
seine eigene Geschichte. Oft erlebten sie Gewalt und/oder wurden
vernachlässigt, sie kommen aus den Familien um sie genau davor zu
schützen. Jedes Kind reagiert darauf anders und manche geraten auch auf
die schiefe Bahn.... Aber sie haben ihre Gründe und machen es garantiert
nicht ohne Grund. Fast immer reagieren Jugendämter mit den gleichen
Maßnahmen darauf: Psychatrie, Heimwechsel und schließlich enden die
Kinder in geschlossenen Einrichtungen.
Für Ämter bedeutet das zunächst Ruhe. Sie
denken eine Lösung gefunden zu haben, aber sie denken nicht an die
Kinder und Jugendlichen die dort abgeschoben werden, wie es ihnen geht.
Das, was hinter den Mauern der Heime passiert, bleibt oft verborgen.
Nur selten kommt die Wahrheit raus, so wie in diesem Fall die Haasenburg.
Kinder, die über Wochen oder sogar Monate in Zimmern eingesperrt werden
ohne Kontakt zu anderen Jugendlichen. Jahrelang müssen sie
funktionieren, dürfen ihre Kindheit nicht leben und müssen wie Maschinen
funktionieren. Funktioniert das nicht, werden sie wieder eimgesperrt
oder sogar körperlich begrenzt.
Dies bedeutet Schmerzen ohne Ende.
Die Jugendlichen, denen eigentlich geholfen werden sollte, werden
eingeschüchtert und zum Teil sogar bloßgestellt. Auch fragt man sich,
wie es passieren kann, dass ein Kind dort aus dem Fenster fallen konnte.
Eltern würden gleich ins Gefängniss kommen, doch Erzieher bekommen
keine einzige Strafe.
Es ist total widersprüchlich, wenn gesagt
wird, dass Kinder geschützt werden müssen und deshalb aus Familien
genommen werden, doch anschließend in diesen Heimen genau das gleiche
passiert. In meinen Augen ist es so, dass auffällige bzw. gewaltätige
Kinder und Jugendliche mit Gewalt erzogen werden sollen, wobei aber
genau das Gegenteil bei raus kommt. Deshalb fordern WIR, dass die Haasenburg ENTGÜLTIG geschlossen wird.
Empfänger:
Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburg
Präsident Joachim Buchheister - Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg
ich unterstütze die Petition des ehemaligen Heimkindes Christina Witt
und fordere: Entgültige Schließung der Haasenburg-Heime - keine neue
Lizenz für die Betreiber!
Mit freundlichen Grüßen
[Ihr Name]
Zur Petition
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen