23.08.15

Obdachlose Kinder in Deutschland




„Nicht
nass werden und nicht kalt werden, das ist wichtig“, so lautet die
Überlebensformel einer 17jährigen, die auf der Straße lebt. Sie kommt
eigentlich aus München, lebt aber seit zwei Monaten in Berlin, ohne
festen Wohnsitz. Sie hat mit 14 ihren ersten Antrag auf Jugendhilfe
gestellt. Aber ihr sei nie richtig geholfen worden, klagt sie an. Als
wir sie treffen, ist ihr Zuhause ein kleines Zelt, das in irgendeinem
Park in Berlin steht.

Wie viele Jugendliche so leben wie sie,
weiß niemand. Vielleicht einige tausend bundesweit. Die zuständige
Bundesjugendministerin Manuela Schwesig sagt im Interview mit ZDFzoom,
man habe kein Instrument, um Kinder und Jugendliche ohne Wohnung zählen
zu können. Doch wo es keine Zahlen gibt, existiert auch kein Problem. In
der Politik, gibt die Ministerin zu, setze erst langsam ein Umdenken
ein.

Oft sind die Jugendlichen aus ihren Familien geflohen. Viele
von ihnen wurden misshandelt, einige missbraucht. Das deutsche
Jugendhilfegesetz gilt als vorbildlich. Jeder Jugendliche hat ein Recht
auf Förderung seiner Entwicklung und Erziehung. Doch die Praxis sieht
anders aus. ZDFzoom kann an vielen Stellen in Deutschland dokumentieren,
dass tagtäglich Recht gebrochen wird.

Zudem wird die Arbeit von
Ämtern, Kinderheimen, Notunterkünften, Streetworkern etc. nicht
koordiniert, es fehlt die Vernetzung. Der Fehler dafür liegt im System.
Dabei ist bei den Straßenkindern oft Eile geboten: Denn je länger ein
Jugendlicher auf der Straße lebt, desto schwieriger ist es, ihn wieder
zu integrieren – und damit kostet er die Gesellschaft am Ende viel Geld.

ZDFzoom-Reporterin
Stephanie Gargosch trifft Straßenkinder in Deutschland. Sie begleitet
die Jugendlichen durch ihren eintönigen Alltag und die Nächte. Sie
bekommt mit, wie die Jugendlichen ihre Schlafplätze aussuchen und welche
Antworten ihnen die Behörden geben. Und die Autorin zeigt, wie Dänemark
Jugendlichen hilft, vom Straßenleben weg zu kommen.

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