Der Polizei
gelang es, eine weiteres, vom Jugendamt Moers an die Angeklagte
vermitteltes Pflegekind zu finden und zu vernehmen. Die junge Frau
belastet mit ihrer Aussage die Angeklagte und bestätigt die Aussagen der
Nebenklägerinnen.
Die weitere Pflegetochter, 1983 in Moers geboren, konnte von den Ermittlern der Polizei in Duisburg befragt werden. Richterin Kraft-Efinger verlas gestern das Protokoll. Gegenüber der Polizei gab sie an, sie wäre als etwa Zehnjährige vom Jugendamt von der Schule abgeholt worden und in ein Kinderheim gebracht worden. Ihre eigenen Eltern hätten sich nicht richtig um sie kümmern können. Im Heim kam der Wunsch nach einem Wechsel in eine Pflegefamilie auf. Über die Mitarbeiterin der Pflegedienststelle des Jugendamtes der Stadt Moers sei sie dann mit Mathilde T., der jetzt im Falle der Pflegekinder Aziza und Dunja L. angeklagten Pflegemutter, bekannt gemacht worden. Beim ersten Kennenlernen – beim Eisessen – wäre die Pflegemutter "vertrauenswürdig" gewesen. 1996 sei sie von der Pflegedienststelle Moers in die Familie T. nach Tönisvorst gekommen, damals lebten dort außer der Mutter Mathilde T. noch Tochter Melanie und deren Freund Thilo, zeitweise auch Sohn Christian.
Anfangs sei die Zeit bei der Familie "sehr schön" gewesen, berichtete die heute 30-jährige ehemalige Pflegetochter der Polizei weiter. Sie habe in einer Wohnung in der Nähe eines Plus-Marktes in Tönisvorst-Vorst gelebt und sei in Neukirchen-Vluyn zur Schule gegangen. Geändert habe sich alles nach einigen Monaten, als sie in der Schule einem Klassenkameraden die Brille vom Gesicht heruntergeschlagen habe. Als die Schule einen "blauen Brief" nach Hause schickte, habe die Pflegemutter sie zum Gespräch ins Wohnzimmer zitiert und dort verprügelt. Die Pflegemutter habe ihr mit der flachen Hand "auf den Hintern" geschlagen, so dass sie hinterher nicht mehr habe richtig sitzen können. Danach sei sie für jeden "kleinen Mist" ins Gesicht geschlagen oder beleidigt worden.
Die Angeklagte, von der Richterin darauf angesprochen, bestritt die Vorwürfe. Sie habe das Mädchen nicht verprügelt, vielleicht mal kräftig hingelangt. Das Mädchen habe damals mal den Pelzmantel ihrer leiblichen Mutter angezündet. Das Jugendamt habe das Mädchen in die Klinik nach Bedburg-Hau gebracht, doch dort habe man nach sechs Wochen Therapie nichts Auffälliges festgestellt. Als ihre Tochter Melanie ihr Baby bekommen habe, sei es ihr zu gefährlich gewesen, ein Mädchen, das mit Feuer hantiere, im Haus zu haben. Sie selber habe das Jugendamt gebeten, das Mädchen aus der Familie zu nehmen.
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