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München
- Ein Mann saß jahrelang immer wieder stundenlang in der Kita
Toni-Pfülf-Straße. Jetzt fördert ein Prozess vor dem Landgericht die
schockierende Wahrheit zu Tage: Der Mann ist ein Kinderschänder.
Wie
kann das sein? Da sitzt ein Mann Tag für Tag in einem städtischen
Kindergarten und bleibt für Stunden! So hielt es Günther K. (56, alle
Angaben geändert) jahrelang in der Kita Toni-Pfülf-Straße (Fasanerie).
Jetzt fördert ein Prozess vor dem Landgericht die schockierende Wahrheit
zu Tage: Der Mann ist ein Kinderschänder – und soll sich vor sechs
Jahren auch in der Kita an die Kleinen rangemacht haben! Eltern
protestierten damals gegen Günther K., der zeitweise ein eigenes Kind in
der Kita hatte. Der Elternbeiratsvorsitzende erhebt noch heute den
Vorwurf, dass die Stadt nichts getan habe.
Eigentlich
wird Günther K. wegen ganz anderer Vorwürfe der Prozess gemacht: Der
Münchner soll drei Kinder und Jugendliche aus seinem persönlichen Umfeld
schwer missbraucht haben – ein Kind sogar hundertfach. Fast alles hat
der Mann mit dem fröhlichen Lächeln gestanden, stellten Verteidiger und
Staatsanwalt am Mittwoch in ihren Plädoyers fest. Selbst der Anwalt
forderte noch sechseinhalb Jahre und Psychiatrie, der Ankläger sogar
neun Jahre und Sicherungsverwahrung, und sagte: „Der Angeklagte hat sein
ganzes Leben Kinder missbraucht.“ Günther K. habe eine zweistellige
Zahl kleiner Seelen geschunden, sei schon 1980 und 1997 wegen
Missbrauchs verurteilt worden und weiter äußerst gefährlich. Das Urteil
fällt am Freitag.
Das Verfahren
dreht sich also gar nicht um die Kita. Sie tauchte aber plötzlich in den
Zeugenaussagen auf. Der damalige Elternbeiratsvorsitzende Ralph Henkler
(62) sagte: „Täglich sah ich, wie er kleine Kinder unter dem Pullover
streichelte oder Buben auf die Toilette begleitete. Ich beschwerte mich
bei der Kita-Leiterin. Aber es half nichts, er war gut mit ihr
befreundet.“ Noch immer kommen ihm die Tränen.
Ihm
sei der Mann schon am ersten Tag merkwürdig vorgekommen. Henklers
Tochter ging ab September 2007 in die Kita und sei am Anfang traurig
gewesen, dass der Papa wieder gehen müsse, wie das bei den Kleinen eben
ist. Die Erzieherinnen sagten, das lege sich bald, er solle schnell
gehen. „Da bin ich ums Haus herum und sah durch ein Fenster, dass ein fremder Mann mein Kind auf dem Schoß hat!“, sagte Henkler der tz. Es war Günther K.!
Der
Gerichtsgutachter bestätigte die Vorwürfe anhand der Angaben des
Angeklagten: „Er ging mehrere Jahre dort ein und aus.“ Es sei fast
erstaunlich, dass K. seinem Beruf
habe nachgehen können, obwohl er täglich ein bis zwei Stunden in der
Kita verbracht habe. K. habe sich schon zu Hause darauf gefreut und
gesagt, er habe sich dort gefühlt „wie auf Wolke 7“ – oder „wie im
Schlaraffenland“ …
Die
Stadt verteidigt sich gegenüber der tz: Man habe den Vorwurf damals der
Kripo übergeben und einen Elternabend abgehalten. Wann das war, konnte
das Bildungsreferat nicht sagen. Jedenfalls hätten die Ermittler das
Verfahren eingestellt.
Andreas Thieme
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