Sexueller Missbrauch und Gewalt
gehörten über Jahrzehnte zum Alltag im Wiener Kinderheim
Wilhelminenberg. Zu diesem Ergebnis kommt eine Expertenkommission, die
die Vorfälle untersuchte. Die Stadtverwaltung wusste demnach von den
Zuständen im Heim, griff aber nicht ein.
Wien - Kaum ein Kind überstand den Aufenthalt im städtischen Wiener
Kinderheim Wilhelminenberg ohne schwere Traumata. Diesen Schluss hat
eine Expertenkommission gezogen, die Vorwürfe ehemaliger Zöglinge
aufarbeitete. Ihrem Bericht zufolge waren in dem Heim über Jahrzehnte
sexueller Missbrauch und Gewalt an der Tagesordnung. Die Stadtverwaltung
wie damalige Politiker hätten von den schwerwiegenden Missständen im
Heim gewusst, dennoch habe niemand eingegriffen.
Die von der Stadt beauftragte Kommission hatte seit Herbst 2011 unter
anderem rund 220 Interviews geführt, um die Geschehnisse in dem Heim von
1948 bis zur Schließung 1977 aufzuarbeiten. Die Vorfälle waren
öffentlich geworden, als sich zwei ehemalige Heimkinder an die Medien wandten:
Die beiden Schwestern mit den Decknamen Eva L. und Julia K. berichteten
von systematischen Demütigungen, Misshandlungen und Missbrauch in den
siebziger Jahren durch das Heimpersonal.
Das Ausmaß der Gewalt sei weit über das damals noch gebräuchliche
Züchtigungsrecht hinausgegangen, sagte die Vorsitzende der Kommission,
Barbara Helige, laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Zudem
bestätigte Helige, dass Heimkinder sexuell missbraucht worden seien. Den
Erzählungen einiger Zeuginnen sei gemeinsam, "dass Täter von außen
eingedrungen sind oder auch mit Hilfe von Erzieherinnen Zugang zu
Schlafsälen gefunden haben".
Im Zuge der Ermittlungen waren auch Vorwürfe lautgeworden, es hätten Massenvergewaltigungen in den Schlafsälen stattgefunden, und es habe organisierte Kinderprostitution gegeben. Dafür habe die Kommission jedoch keine konkreten Hinweise finden können, so Helige. Der Verdacht der Tötung eines Kindes in den fünfziger Jahren könne ebenfalls nicht bestätigt werden.
wit/dpaIm Zuge der Ermittlungen waren auch Vorwürfe lautgeworden, es hätten Massenvergewaltigungen in den Schlafsälen stattgefunden, und es habe organisierte Kinderprostitution gegeben. Dafür habe die Kommission jedoch keine konkreten Hinweise finden können, so Helige. Der Verdacht der Tötung eines Kindes in den fünfziger Jahren könne ebenfalls nicht bestätigt werden.
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