In Brandenburger Therapieheimen sollen Jugendlich misshandelt worden sein. Nach einer Anzeige sieht nun die Staatsanwaltschaft Cottbus den Anfangsverdacht bestätigt - und ermittelt.
Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat
Ermittlungen im Zusammenhang mit den Misshandlungs-Vorwürfen in den drei
Therapieheimen für Kinder und Jugendliche der Haasenburg GmbH in
Brandenburg aufgenommen. Dies sagte Oberstaatsanwältin Petra Herwig der
Berliner Morgenpost. Die Behörden sähen den Anfangsverdacht einer
Straftat bestätigt.
Ein 19 Jahre alter früherer Insasse,
der 2010 etwa ein halbes Jahr im Haasenburg-Heim in Jessern
(Dahme-Spreewald) untergebracht war, habe angezeigt, dass er teilweise
mehrere Tage am Bett fixiert worden sei. Er sei derzeit im
Maßregelvollzug in Eberswalde untergebracht. "Wir haben die Akten sofort
an die Polizei übergeben", sagte Hertwig. Die Ermittlungen würden gegen
Unbekannt geführt.
Zudem ist eine zweite Anzeige
eingegangen. Sie ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft allgemein
formuliert und bezieht sich auf mehrere Vorwürfe zur Haasenburg GmbH.
Bis 2010 soll es in den drei Heimen in Brandenburg Fixierliegen und
Einheitskleidung gegeben haben, hatte die Tageszeitung "taz" in der vergangene Woche berichtet.
Bewohner der Heime in Jessern, Neuendorf in Unterspreewald
(Dahme-Spreewald) und Müncheberg (Märkisch-Oderland) seien bei Verstößen
gegen die strengen Regeln mit Gesprächsverbot und Einschlüssen bestraft
worden. Bei Fixierungen soll es zu Knochenbrüchen gekommen sein. Der Betreiber bestreitet bisher die Vorwürfe.
Kommission soll Tod zweier Bewohner untersuchen
Nun soll auch eine
Untersuchungskommission den Misshandlungsvorwürfen gegen Kinder- und
Jugendheime in Brandenburg nachgehen. Unabhängige Experten sich dabei
auch mit den Umständen des Todes zweier Jugendlicher beschäftigen. Dem
brandenburgischen Bildungsministeriums seien zwei Todesfälle in den
Heimen für junge Menschen aus schwierigen Familienverhältnissen bekannt, hatte Ministeriumssprecher Stephan Breiding am Montag gesagt.
Im Juni 2005 wurde demnach
eine 15 Jahre alte Bewohnerin an einer Schranktür erhängt im Jugendheim
Neuendorf gefunden. Ein 16-jähriges Mädchen starb im Mai 2008 in Jessern
nach einem Sturz aus dem Dachgeschoss. Im ersten Fall habe es sich um
Suizid gehandelt, im zweiten um einen Unfall. Die Staatsanwaltschaft
habe damals kein Fremdverschulden oder eine Pflichtverletzung durch die
Erzieher gesehen. "Nun soll es um die Frage gehen, ob es neue
Erkenntnisse gibt, die darauf hindeuten, dass Fehler in den Heimen
gemacht wurden", so Breiding.
Neun Kinder Jugendliche aus Berlin und Brandenburg untergerbracht
In den drei Heimen der
Haasenburg GmbH in Brandenburg werden derzeit 79 Kinder und Jugendliche
ab zehn Jahre betreut, davon 56 Kinder aus 14 Bundesländern nach der
sogenannten richterlichen "Genehmigung von freiheitsentziehenden
Maßnahmen", also in geschlossener Unterbringung. Nur Schleswig-Holstein
und Bremen haben keine Jugendliche geschickt. Aus Brandenburg sind es
sechs, aus Berlin drei Kinder.
P.S.: Sind Sie bei Facebook?
Dann werden Sie Fan von der Berliner Morgenpost.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen