29.06.13

Vorwürfe gegen Heime - Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft


In Brandenburger Therapieheimen sollen Jugendlich misshandelt worden sein. Nach einer Anzeige sieht nun die Staatsanwaltschaft Cottbus den Anfangsverdacht bestätigt - und ermittelt.

Foto: Glanze

Eines der drei Haasenburg-Heime für schwierige Jugendliche liegt in Müncheberg (Märkisch-Oderland)
Eines der drei Haasenburg-Heime für schwierige Jugendliche liegt in Müncheberg (Märkisch-Oderland)
Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat Ermittlungen im Zusammenhang mit den Misshandlungs-Vorwürfen in den drei Therapieheimen für Kinder und Jugendliche der Haasenburg GmbH in Brandenburg aufgenommen. Dies sagte Oberstaatsanwältin Petra Herwig der Berliner Morgenpost. Die Behörden sähen den Anfangsverdacht einer Straftat bestätigt.


Ein 19 Jahre alter früherer Insasse, der 2010 etwa ein halbes Jahr im Haasenburg-Heim in Jessern (Dahme-Spreewald) untergebracht war, habe angezeigt, dass er teilweise mehrere Tage am Bett fixiert worden sei. Er sei derzeit im Maßregelvollzug in Eberswalde untergebracht. "Wir haben die Akten sofort an die Polizei übergeben", sagte Hertwig. Die Ermittlungen würden gegen Unbekannt geführt.
Zudem ist eine zweite Anzeige eingegangen. Sie ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft allgemein formuliert und bezieht sich auf mehrere Vorwürfe zur Haasenburg GmbH. Bis 2010 soll es in den drei Heimen in Brandenburg Fixierliegen und Einheitskleidung gegeben haben, hatte die Tageszeitung "taz" in der vergangene Woche berichtet. Bewohner der Heime in Jessern, Neuendorf in Unterspreewald (Dahme-Spreewald) und Müncheberg (Märkisch-Oderland) seien bei Verstößen gegen die strengen Regeln mit Gesprächsverbot und Einschlüssen bestraft worden. Bei Fixierungen soll es zu Knochenbrüchen gekommen sein. Der Betreiber bestreitet bisher die Vorwürfe.


Kommission soll Tod zweier Bewohner untersuchen

Nun soll auch eine Untersuchungskommission den Misshandlungsvorwürfen gegen Kinder- und Jugendheime in Brandenburg nachgehen. Unabhängige Experten sich dabei auch mit den Umständen des Todes zweier Jugendlicher beschäftigen. Dem brandenburgischen Bildungsministeriums seien zwei Todesfälle in den Heimen für junge Menschen aus schwierigen Familienverhältnissen bekannt, hatte Ministeriumssprecher Stephan Breiding am Montag gesagt.
Im Juni 2005 wurde demnach eine 15 Jahre alte Bewohnerin an einer Schranktür erhängt im Jugendheim Neuendorf gefunden. Ein 16-jähriges Mädchen starb im Mai 2008 in Jessern nach einem Sturz aus dem Dachgeschoss. Im ersten Fall habe es sich um Suizid gehandelt, im zweiten um einen Unfall. Die Staatsanwaltschaft habe damals kein Fremdverschulden oder eine Pflichtverletzung durch die Erzieher gesehen. "Nun soll es um die Frage gehen, ob es neue Erkenntnisse gibt, die darauf hindeuten, dass Fehler in den Heimen gemacht wurden", so Breiding.

Neun Kinder Jugendliche aus Berlin und Brandenburg untergerbracht

In den drei Heimen der Haasenburg GmbH in Brandenburg werden derzeit 79 Kinder und Jugendliche ab zehn Jahre betreut, davon 56 Kinder aus 14 Bundesländern nach der sogenannten richterlichen "Genehmigung von freiheitsentziehenden Maßnahmen", also in geschlossener Unterbringung. Nur Schleswig-Holstein und Bremen haben keine Jugendliche geschickt. Aus Brandenburg sind es sechs, aus Berlin drei Kinder.


Quelle: gma
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