Mittwoch, 27.5.2015. Eifel. Es ist müßig,
über dieses Thema zu schreiben. Eigentlich – hoffnungslos. In einer
Gesellschaft, die bis ins Mark krank ist, tagaus tagein nur noch mit der
Pflege des eigenen Egos beschäftigt, mit der persönlichen Maximierung
von Rohstoffvernichtung (ein weniger euphemischer Begriff für:
“Konsum”) ist es völlig nutzlos, Worte über Not zu verlieren: der Kampf
gegen Not verlangt Mehrheiten, Gemeinschaftsgefühl und Solidarität,
während unsere modernen Mythen und Legenden (unsere “Serien” und
“Spielfilme”, jene Geschichten, die wir erzählen und die uns erzählt
werden, um unsere Werte und Überzeugungen zu transportieren) nur noch
den heldenhaften Einzelkämpfer favorisieren, jenen Superhelden, der nie
geboren wurde, nie altert und nie krank wird – und deshalb niemals mit
Themen wie Alter, Krankheit, Armut oder Tod konfrontiert wird …
jedenfalls in den modernen Legenden, die “Leben” nur als Momentaufnahme
im erfolgreichen “Jetzt” verstehen.
Versuche werden immer mal wieder unternommen – wie z.B. im Focus im letzten Jahr. “
Beschimpft und verjagt – so geht Deutschland mit seinen Kindern um“, so wurde ein Artikel genannt, in dem Eltern ihre Erfahrungen mit ihrer Umwelt schildern (siehe
Focus):
“Vermieter, die lieber ein Paar mit Hund im Haus hätten als
eine Familie. Rentner, die im Park nach Kindern treten – zahlreiche
Familien haben sich auf unseren Aufruf gemeldet und uns geschildert, wie
kinderfeindlich unsere Gesellschaft tatsächlich ist.”
Der Umgang der Supermenschen mit dem Thema Kind gipfelt dort in einer
beschämenden Szene, die sich eine Angestellte im öffentlichen Dienst
über sich ergehen lassen musste, weil sie mit Kindern auf der Toilette
war:
‘Genauso siehst du auch aus, du Asoziale, kannst nur Kinder werfen.’ Alle Menschen drum herum haben mich herablassend angeguckt.
Wer Kinder hat, ist asozial. Es sei denn, er scheffelt Millionen
durch Zinseinnahmen und kann seine Kinder in privaten Internaten vor dem
öffentlichen Leben verstecken. Dort bekommen sie eine Ausbildung, die
sie – mit Vati´s asozialen Netzwerken – automatisch in die Chefsessel
der Republik wirft, wo sie mit Hilfe ihrer weltfremden Lebensentwürfe
noch mehr asoziale Verzerrungen in den Alltag einfließen lassen.
Nur so ist es zu verstehen, dass Kinder in Deutschland per Gesetz
verfolgt werden, dass wir anstelle von Gesetzen gegen Kinderarmut
Gesetze haben, die Kinder in Armut zwingen. Gedacht ist an die Kinder
von Arbeitslosen, von denen wir – in der Zeit zwischen der dritten und
vierten industriellen Revolution – einige Millionen haben. Eigentlich
können wir nur noch eine Minderheit in Deutschland als ordentliche
Arbeitnehmer klassifizieren, die von ihrem Gehalt eine ganze Familie
ernähren und versorgen können, die Mehrheit hält sich mühselig über
Wasser und kommt gerade so durch.
Gemeint ist Hartz IV, die Endstufe der Arbeitslosenvernichtung –
jedenfalls ihrer sozialen Vernichtung. Gemäß den Wünschen deutscher
Politikzöglinge sollte der Druck auf Arbeitslose erhöht werden,
Millionen Menschen, die in der Arbeitslosenhilfe waren, wurden in die
Sozialhilfe gedrückt … mit dem kleinen, kostensparenden Nebeneffekt dass
das für die Kinder gedachte Kindergeld auf einmal “Einkommen” wurde,
dass von den Regelleistungen abzuziehen war. Die “schwarze Null” wurde
direkt auf Kosten der Kinder erzielt – die fürstlichen Diäten ebenfalls.
Bei der Bundeszentrale für politische Bildung finden wir eine Studie
aus dem Jahre 2005 – dem Jahr, als Hartz IV in Deutschland seine
existenzvernichtende Gewalt entfaltete (siehe
bpb):
In der Bundesrepublik Deutschland leben etwa zehn Prozent
aller Kinder in relativer Armut – das sind 1,5 Millionen Kinder und
Jugendliche unter 18 Jahren. Im internationalen Vergleich liegt
Deutschland damit im Mittelfeld der wirtschaftlich am weitesten
entwickelten Staaten – so das Ergebnis der UNICEF-Vergleichsstudie
“Child Poverty in Rich Countries 2005″. Dass es in einem so wohlhabenden
Land wie Deutschland Kinderarmut gibt, ist skandalös; dass ihre Rate
seit 1990 stärker gestiegen ist als in den meisten entwickelten
Industriestaaten, sollte in der Politik Alarm auslösen. Kinder sind in
Deutschland zudem häufiger von Armut betroffen als Erwachsene. Es ist
widersinnig, dass junge Menschen in einem Land, dessen Geburtenrate seit
Jahrzehnten sinkt, einem immer höheren Armutsrisiko unterliegen.
Schade, dass politische Bildung in Deutschland keinen Stellenwert
mehr hat. Schade, dass deutsche Politiker lieber mit Anlageberatern über
ihre Diäten und mit Industriellen über Vortragshonorare sprechen als
mit Wissenschaftlern über UNICEF-Studien: sie würden merken, dass in
Deutschland etwas mehr als schief läuft, denn zehn Jahre nach dieser
Studie wird eins klar: den desaströsen Kurs setzen wir gern und
ungehemmt fort, wie eine neue Studie zeigt (siehe
Spiegel):
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigt, wie der
Alltag von 2,6 Millionen Kindern von Verzicht und Mangel geprägt ist.
1,5 Millionen im Jahre 2005, 2,6 Millionen im Jahre 2015. Ein Anstieg von
DREIUNDSIEBZIG (73) PROZENT.
Folgen? Keine – außer fortlaufende Erhöhung der Diäten.
Man wird nun sagen: es sei ein zu hartes Wort, wenn man in diesem
Zusammenhang von Krieg redet. Ich sehe das anders: wenn man in zehn
Jahren einen Anstieg der Kinderarmut um 73 Prozent in einem
schwerreichen Land nicht in den Griff bekommt, aber schon 2005 eine
desaströse (und “skandalöse”) Ausgangslage vor sich hatte, dann ist das
ABSICHT. Absicht, die offen geäußert wurde: immerhin waren sich alle
Diätenempfänger einig, dass man mehr Druck auf Arbeitslose ausüben
müsse, dass man sich die Finanzheuschrecken ins Land holen sollte, um
die Arbeitnehmer noch mehr auf Trab zu halten … und die
Anlagemöglichkeiten für fürstliche Diäten zu verbessern, dass
Arbeitnehmerrechte ausgehölt werden mussten, um ihre “Flexibilität” zu
erhöhen – auf deutsch: ihre Bereitschaft, Wanderarbeiter zu werden,
überall für jeden auch noch so geringen Lohn Höchstleistungen zu
erbringen.
Ein Druck, der in allererster Linie die schwächsten in der Familie traf: die Kinder.
Laut Kinderhilfswerk sind es sogar 2,8 Millionen Kinder, die in Armut leben (siehe
dkhw),
mit den Folgen der nächsten industriellen Revolution, die sich gerade
entfaltet, werden es noch viel mehr werden – während unsere
Diätenempfänger von “Facharbeitermangel” fabulieren – ein Mangel, der
von der Politik direkt produziert wurde.
Armut hat direkte Folgen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kinder (siehe
Zeit):
43, 2 Prozent haben Probleme mit der Muttersprache, 24,5 Prozent mit
der Körperkoordination, 25 Prozent mit der Hand-Auge Koordination, 29,1 %
mit der selektiven Wahrnehmung, 28 Prozent Problem beim Zählen, 8,8
Prozent haben Übergewicht … direkte Folgen der staatlichen Verfolgung
der Eltern, deren einzige Schuld es oft genug war, in einem Unternehmen
zu arbeiten, das einer Heuschrecke zum Opfer gefallen ist und die nach
üblichen Methoden ausgeschlachtet wurde, um die Rendite der
Diätenanleger zu erhöhen.
Oder die Schuld, alt oder krank geworden zu sein.
Der Krieg gegen die eigenen Kinder läßt sich auch in Zahlen ausdrücken, wie wir sie in der Rheinischen Post finden (siehe
rp-online):
“Mit den gegenwärtigen Hartz-IV-Sätzen für Kinder sei eine
ausgewogene Ernährung nicht möglich. Forscher hätten ermittelt, täglich
müssten für ein 15-jähriges Kind 4,68 Euro im Discounter oder 7,44 Euro
im Supermarkt ausgeben werden, um es gut zu ernähren. Im Hartz
IV-Regelsatz seien für Essen aber nur 2,57 Euro vorgesehen.”
2,57 Euro für Essen. Eine Kugel Eis kostet 1 Euro, eine Portion
Pommes (ohne alles) 2,5o Euro. Ein Programm zur gezielten Züchtung von
lebensfremden Stubenhockern. Wie der Beitrag auch erwähnt, gibt es
mitlerweile Aufstiegschancen nur noch für Kinder aus besser gestellten
Haushalten, wer das Pech hat, staatlich verfolgte Eltern zu haben, auf
den wartet ein Leben in Armut und armutsbedingter Krankheit … in einem
Land, dass dringend auf Kinder angewiesen ist – auf bestens
ausgebildete, hoch motivierte und leistungsstarke Kinder, die sich mit
Staat und Gesellschaft identifizieren.
Wofür wir aber unendlich viel Geld haben: die Zuschüttung der Kinder
mit Psychopharmaka, damit sie die erwachsenen Lehrer nicht weiter bei
der Durchführung ihres Unterrichts stören und so die Urlaubsvorbereitung
erschweren (siehe
Deutschlandradio):
“Wurden 1995 in Deutschland 40 Kilogramm Methylphenidat an
Kinder und Jugendliche verordnet, waren es 2012 schon 1,75 Tonnen − eine
Steigerung um das 43-fache.”
Maßnahmen der Regierung gegen diese Pathologisierung der Kindheit?
Diätenerhöhungen in einem Ausmaß, dass normale Arbeitnehmer neidisch
werden dürfen (siehe
Focus).
Aktuell gerät noch etwas anderes in den Fokus der Wissenschaft: die
gravierenden Auswirkungen des Mobbings durch Ausgrenzung, wie sie 2,8
Millionen Kinder in Deutschland erfahren. Mobbing durch Gleichaltrige-
so die Forscher – ist schlimmer als Misshandlung in der Familie (siehe
FAZ).
“Mobbing durch Gleichaltrige schadet der psychischen
Gesundheit von Kindern langfristig mehr als Misshandlungen durch
Erwachsene, zeigt eine Studie.”
Es sind die Kinder der Reichen und Möchtegernreichen, die dort Macht
ausüben, um sich auf Kosten der staatlich verfolgten Kinder zu
profilieren: der Chefarztsohn, dessen Vater dank starker Lobby tief in
die Gemeinschaftskassen des Gesundheitssystems greifen darf, der
Lehrersohn, dessen Vater ein freizeitmaximierendes Leben auf Kosten des
Steuerzahler leben darf – und der Sohn des Abgeordneten, die sich
inzwischen ohne jede Skrupel die Taschen füllen, wo es nur geht.
Die Folgekosten dieser Vernichtungsorgie trägt wieder der Steuerzahler.
Und wie reagiert der Staat auf diese skandalösen Zustände – jetzt mal von Diätenerhöhungen abgesehen?
Mit Folter. Dies Wort fiel jedenfalls im Europäischen Parlament im Zusammenhang mit der Arbeit deutscher Jugendämter (siehe Archeviva),
die weniger das Mobbing durch Söhne der Funktionselite der Reichen im
Auge haben, als das Geschäft mit den Kindern. Ins Auge gefasst wurde
dort die Praxis der “Inobhutnahme” auffälliger Kinder – eine Praxis mit
rasanten Steigerungsquoten (siehe t-online):
“2013 haben die Jugendämter 42.123 Kinder aus ihrer Familie
geholt. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 64 Prozent
mehr als 2005 zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.”
Der Staat stürzt die Familien in Armut, die Kinder bekommen dadurch
Entwicklungsstörungen, als Folge nimmt der Staat den Familien die Kinder
weg – anstatt sie aus der Schule zu nehmen, wo ihnen die meiste Gewalt
widerfährt. Das ist uns dann auch richtig viel Geld wert (siehe ARD):
“Der Markt der stationären Einrichtungen wächst und ist
lukrativ. Ein einziger Platz in einem Heim kostet die Kommunen im Jahr
rund 50.000 Euro. Doch ob dieses Geld wirklich zum Wohl der Kinder und
Jugendlichen verwendet wird, wird kaum überprüft: Den Jugendämtern fehlt
die Zeit und ihre Eltern sind dazu nicht in der Lage.
Wenn junge Menschen über Missstände in ihren Einrichtungen
klagen, dann wird ihnen wenig Gehör geschenkt. So gerät das Heer der
freien Jugendhilfeträger – darunter Privatunternehmer, Verbände,
gemeinnützige Vereine – selten ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Doch
nicht allen geht es allein um das Wohl der ihnen anvertrauten 140.000
Kinder und Jugendlichen. Längst ist die Jugendhilfe auch ein großes
Geschäft geworden.”
50000 Euro im Jahr – für ein einziges Kind, dass man den Eltern wegnimmt. 938 Euro bekommt die Familie in diesem ganzen JAHR
für die Ernährung des Kindes – aber der Kinderraub ist uns das
Fünfzigfache wert. Abartig ist gar kein Ausdruck für diese Entwicklung.
Es sterben dreimal soviel Kinder durch die Inobhutnahme wie durch den
Straßenverkehr – Zahlen, die man kaum begreift. Während die Zahlen der
im Straßenverkehr getöteten Kinder ständig abnimmt (2013 waren es 58 –
siehe Destasis) liegt die Zahl der Kinder, die unter Aufsicht des Jugendamtes sterben, bei 150 im Jahr (siehe Archeviva).
Wie wäre es mal mit einem Einzelfall, der illustriert, wie deutsche
Jugendämter mir z.B. wegen Übergewichtigkeit gemobbten Kindern umgehen?
Die Süddeutsche hatte mal einen veröffentlicht (siehe süddeutsche Zeitung):
“Vier Jahre ist es her, dass das Kreisjugendamt, dass Frau
Schmidt, deren Namen in diesem Text ebenso wie Svens Nachname geändert
ist, in sein Leben eingegriffen hat, ihn erst zwei Monate in die
Psychiatrie nach Erlangen einwies und dann drei Monate in ein Heim.
“Durch fehlerhafte und amtspflichtwidrige Aufgabenerfüllung des
Beklagten im Bereich der Jugendhilfe” sei Sven in seinen
Freiheitsrechten verletzt und in seiner seelischen Gesundheit schwer
geschädigt worden, heißt es in der Klageschrift”
Wir jagen und vernichten die Opfer und mästen die Täter. Wir
drangsalieren die Eltern, geben Millionen aus für eine Behörde, die die
Eltern jagt und wenn die Familie den Druck nicht mehr aushält, geben wir
noch mehr Millionen aus, um die Kinder zu rauben und sie in noch
erbärmlichere Zustände zu bringen. 42132 Kinder mal 50000 Euro … das
sind über 2 Milliarden Euro. Die allein aufgeteilt auf 2,6 Millionen
Kinder würde finanziell vom Staat abhängigen Familien des Leben schon
etwas erleichtern, das Mobbing reduzieren.
Aber: wer will das schon. Das Milliardengeschäft mit geraubten
Kindern ist auch für Mitarbeiter des Jugendamtes sehr einträglich, die
die FAZ berichtet:
Um das Jugendamt Gelsenkirchen bahnt sich ein Skandal an:
Zwei Leiter sollen Heimkinder nach Ungarn geschickt und damit Geld
verdient haben. Das ARD-Fernsehmagazin „Monitor“ hatte am Donnerstag
berichtet, die Jugendamtsleiter hätten Kinder aus einem Gelsenkirchener
Heim wegen angeblicher Überbelegung in eine Einrichtung in Ungarn
geschickt. Dafür hätten sie 5500 Euro pro Kind und Monat vom Staat
bekommen.
Die reichen Funktionsträger des Staates leben sehr gut vom Verkauf der Kinder ins Ausland – wer hätte je gedacht, dass solch ein Satz jemals in der Bundesrepublik Deutschland formulierbar wäre.
2015 ist er Realität geworden … und bedroht die Existenz von 2,8
Millionen Kindern, die infolge ihrer staatlich gewollten Armut
systematischem Mobbing zum Opfer fallen, Mobbing durch Kinder von
Eltern, die nicht mehr Geld verdienen … aber viel mehr Geld bekommen. Meistens mehr, als sie wirklich verdient hätten. Viel mehr.
2015 ist Realität geworden, dass der Staat Krieg gegen seine eigenen
Kinder führt – ich scheue mich angesichts der ungeheuren Zahlen nicht,
von einem Vernichtungsfeldzug zu reden … auch wenn es sicher Elemente im
Lande gibt, die meinen, “vernichten” können wir auch noch auf ganz
andere Art und Weise.
Stimmt – das ist in diesem Land auch schon mal durchexerziert worden. Da können wir uns also … auf Traditionen besinnen.
http://www.nachrichtenspiegel.de/2015/05/27/kinderfeindlichkeit-deutschlands-krieg-gegen-die-eigenen-kinder/